Gebhard Ullmann
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Der äußerst fleisige Berliner Jazzmusiker Ullmann kam zu der seit Jahren legendären Improvisationsreihe in die Manufaktur nach Schorndorf und brachte vier Mitstreiter mit. Die Gruppe heißt Keller-Forschung. Als da waren angereist: Gebhard Ullmann am Tenorsaxophon und der Baßklarinette, Steve Swell Posaune, Julian Argüelles Baritonsaxophon, Pascal Niggenkemper Kontrabaß und der Afroamerikaner Gerald Cleaver am Schlagzeug, allesamt gestandene Musiker.
Das Dargebotene war sehr gehaltvoll und schwingte durchgehend, was nicht immer so ist bei Improvisationsmusik. Ullmann wohnt seit 20 Jahren in New York und hat über 50 Kompaktscheiben herausgehauen. Beim Konzert im Remstal schimmerte auch das musikalische Erbe von Ornette Coleman durch, der mit seiner Musikphilosophie des Harmelodic Zeichen setzte auf dem Planeten. Dies ist eine Verschmelzung von Harmonie und Melodie und sticht durch seinen gekonnt hüpfenden lockeren Ton hervor.
Etikett/en: Jazz
Irakische Odyssee
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Der Filmemacher Samir, Nachfahre des letzten Propheten Mohammed, der Vater stammt aus dem Irak, die Mutter ist Schweizerin, flog um den ganzen Planeten, um enge Verwandte aufzusuchen. Er läßt sie erzählen über sich selbst und Politik. Die komplette Großfamilie von Samir mußte, jede auf ihre Art, fliehen vor den Machenschaften der Großmächte im Irak.
Iraqi Odyssee verquickt die Lebensgeschichten seiner Verwandten (allesamt Akademikerinnen) mit der Politik im Irak nach der Unabhängigkeit. Dieser Dokumentarfilm gibt über die Dauer von zweieinhalb Stunden genau recherchiert und nacherzählt, mit viel Liebe gedreht und geschnitten ein willkürliches Porträt des Staates Irak.
Einige aus der Familie engagierten sich in der kommunistischen Partei. Ein Onkel von Samir bringt es auf den Punkt: Parteimitglieder sind Schafe, die einem Bock nachlaufen. Zum Glück ertönt dezent arabische Musik, eine Oud, die Sängerinnen Fairuz und Om Kalthoum kommen zu Gehör. Bitter für die vielen Verwandten von Samir, daß sie nie wieder in ihre Heimat zurück können, sondern im Exil überall fern des Irak sterben müssen.
Jazz und Kunst
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Im Kunstmuseum Stuttgart, dem Würfel-Denkmal am Schloßplatz, das sich der ehemalige CDU-Oberbürgermeister geschenkt hatte, hängen im ersten, zweiten und dritten Stock Gemälde, die im Zusammenhang mit Jazz stehen. Eine gute Idee, diese zwei Kultursparten zusammen zu bringen. Und mensch kann mit tragbaren Hörbegleitern Musikbeispiele zu den Bildern anhören, das dauert zwei Stunden. Eine Stunde, nur um die Bilder zu studieren.
Zu sehen sind Meisterwerke von Max Beckmann, Otto Dix, Basquiat, Jackson Pollock, AR Penck, KRH Sonderborg und vieles mehr, Künstler, die einen starken Bezug zur Musik der Freiheit hatten und haben. Die 12 Euro für den Eintritt sind gut investiert. Es gibt auch einen Katalog, der im Billigkunstverlag Prestel erschienen ist. Zum Abschluß gibt es auch ein paar Konzerte im März 2016.
Schön wäre es gewesen, wenn auch Musikerinnen berücksichtigt worden wären, die selbst gemalt hatten oder dies noch tun. Miles Davis, Volker Kriegel, Hans Reichel, Peter Kowald und natürlich Herbert Joos und viele mehr. Und was Josephine Baker, Andy Warhol und die Rolling Stones mit Jazz zu tun haben, erschließt sich einer nicht zwingend.
Etikett/en: Ausstellung, Jazz, Kunst, Stuttgart
Lines for Ladies
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Vier junge Damen gaben sich überwiegend mit Gesang ein Stelldichein im Theaterhaus zusammen mit der großen alten Dame mit der Stimme, Sheila Jordan. Diese war mit Charlie Parker befreundet und gehört weltweit zu den wichtigsten Stimmen im Jazz, auch wenn sie bescheiden auftritt, aber vor Kreativität sprüht. Zu hören waren die Schwäbin Anne Czichowsky Gesang, Sabine Kühlich (aus der Zone) Gesang und Altsaxophon, Kristin Korb, Südkalifornierin, die die Liebe nach Kopenhagen verschlagen hat, ebenfalls Gesang und Kontrabaß und Laia Genc, die Istanbuler Klavierspielerin und ebenso mit der Stimme zu vernehmen. Das Programm war bunt zusammengestellt und die fünf Jazzdamen hatten sichtlich Spaß an dem Projekt, mit dem sie unterwegs sind, was mensch auch den Ansagen entnehmen konnte.
Etikett/en: Jazz
Stefano Bollani
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Bei seinem zweiten Einzelklavierkonzert am Flügel im Theaterhaus vor 100 Zuschauerinnen bot der quirlige Musiker Bollani sein ganzes Können auf. Angefangen mit dem Mäandern um Klassiker des Jazz bis hin zu zwei Zugaben von brasilianischen Kompsitionen aus dem 20. Jahrhundert. Bollani ist nicht nur ein unglaublicher Tastenkünstler, nein der Kasper ist auch Sendungsmachender in seinem Heimatland Italien. Verblüffend auch sein Ineinanderflechten von 12 Wunschtiteln nach Zuruf aus dem Publikum.