Joachim Król
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Wunderbar in Szene gesetzt vom Gschwender Regisseur Martin Mühleis: ein Abend im Theaterhaus mit der Stimme vom Schauspieler Joachim Król und der musikalischen Untermalung eines Stuttgarter Jazztrios (Gee Hye Lee am Klavier, Ekkehard Rössle am Sopransaxophon und der Baßklarinette und Christoph Dangelmaier am Elektrobaß).
Der rote Faden war der Roman „Seide“ von Alessandro Baricco, der im 19. Jahrhundert spielt. Ein französischer Seidenraupenzüchter unternimmt mehrmals eine lange Reise übers Land nach Japan um eine geheimnisvolle Schönheit zu begehren, die dort weilt. Seine Frau jedoch zu Hause läßt ihm einen leidenschaftlichen Liebesbrief auf japanischem Reispapier und in Tusche von einer Japanerin schreiben, um ihren Mann zu umgarnen. Trotz all der beschwerlichen Reisen unter einigen Gefahren zeigt sich hier die Treue und wahre Liebe einer Frau, die dann lange vor dem Tod ihres Mannes verstirbt. Die Geschichte ist eine wunderschöne Parabel auf die Liebe, die Sehnsucht und das Glück. Król las mit ausladenenden Handbewegungen und sicherer Stimme aus den Texten, die Mühleis zusammengestellt hatte. Zusammen mit der Musik war der Abend sehr ergreifend.
David Orlowsky
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Der Tübinger David Orlowsky ist ein begnadeter Klarinettist und spielt mit seinem Trio Klezmermusik seit 15 Jahren. Zuerst adaptierten sie originale Kompositionen und dann im Laufe der Jahre gingen sie dazu über, eigene Klezmerstücke zu komponieren und das mit recht großem Erfolg. Ein Schallplattenkonzern gibt die Kompaktscheiben des Trios heraus, das neben Orlowsky aus dem Gitarristen Jens-Uwe Popp und dem bassisten Florian Dohrmann besteht. Die drei gaben wieder ein Konzert im Theaterhaus am 13. Oktober 2012 , diesmal erweitert um den virtuosen Mandolinen-Spieler Avi Avital und am Bandoneon Klaus Paier. Wunderschöne Musik, die den 500 Zuhörerinnen äußerst gut gefallen haben, um nach dem Applaus zu urteilen. Das Trio macht nach eigenem Etikett Kammerweltmusik. Das bringt es auf den Punkt.
Etikett/en: Weltmusik
Kleine Lichter
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
2005 veröffentlichte der Vorzeige-Intellektuelle Doktor Roger Willemsen seinen ersten Roman. Er schlüpft hier in die Figur der Kunsthändlerin Valerie, die in Tokio wohnt und ihrem im Koma liegenden Geliebten Rashid, einem Restaurator in Wien, eine Liebeserklärung auf das Band spricht und ihm dies an seinem Krankenbett vorspielt. Dieser Monolog mäandert auf stolzen 200 Seiten um den Begriff der Liebe herum, wird auch ein paar Mal mehr als intim.
Der Frauenversteher Willemsen hat 2000 Gespräche mit wichtigen Menschen geführt, auch mit Madonna und Margaret Thatcher. Seine Sachbücher verkauften sich enorm gut. Die Fernsehsendungen und Gesprächsaufzeichnungen, die er produzierte, waren eine Legende.
Zitat Willemsen im Roman: „Aber vielleicht verliert ja, wer in seinem Leben zu viel geliebt wurde, am schnellsten die Fähigkeit, selbst zu lieben.“
Etikett/en: Buch
Die eiserne Lady
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Die Regisseurin Phyllida Lloyd hat in diesem opulenten Streifen Margaret Thatcher ein Denkmal gesetzt. Meryl Streep ging in der Rolle der Thatcher ganz auf und bekam dafür einen Oscar. Bemerkenswert, daß Thatcher die erste (und leider stockkonservative) Frau an der Spitze einer europäischen Regierung war. Sie führte von 1979 bis 1990 die Geschicke der Briten. Sie zerschlug den Sozialstaat und den Bergbau und verursachte zahlreiche Aufstände der armen Bevölkerung. Trotzdem hielt sie sich so lange an der Spitze, immer umgeben allein von Männern.
Die Krämerstochter Margaret Roberts studiert in Oxford und mischt den Bubenklub im britischen Oberhaus auf. Der Unternehmer Thatcher heiratet sie nach ihrer ersten Kandidatur zum Parlament.
Mittlerweile ist die altersdemente Wittwe ein Schatten ihrer selbst. Im Film unterhält Margaret Thatcher sich immer wieder mit ihrem verstorbenen Mann, den sie noch bei sich wähnt.
Etikett/en: Film, Großbritannien, Wahn
Round Midnight
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Der nach einer berühmten Komposition von Thelonious Monk benannte Spielfilm des französischen Regisseurs Bertrand Tavernier ist ein Juwel. Der afroamerikanische Tenorsaxophonist Dexter Gordon spielte hier den besten Jazzmusiker auf dem Planeten namens Dale Turner, der alkoholkrank und verarmt in Paris strandet und vom Grafiker Francis Paudras aufgeppäpelt wird, gespielt von Francois Cluzet.
Die Geschichte des Films ist den Biographien des Klavierspielers Bud Powell und des Tenorsaxophonisten Lester Young nachempfunden. Beide waren Menschen mit Wahn, beide Afroamerikaner, beide hochbegabt, beide strandeten in Paris, nachdem der Rassismus in den Vereinigten Staaten ihnen an die Substanz ging.
Die Filmmusik wurde vom Klavierspieler und Komponisten Herbie Hancock zusammengestellt, dafür bekam er einen Oscar. Er spielt auch in dem Streifen mit, genauso wie zahllose andere bedeutende Jazzmusikerinnen.
Es ist dies mein Lieblingsfilm, den es nur auf einer holländischen Filmscheibe zu kaufen gibt und der nur ein oder zweimal im Fernsehen gezeigt wurde. Das besondere an dem Film ist auch die Neuheit, daß während der Dreharbeiten die Konzert- und Studiomusik mitgeschnitten und genau so auf zwei Silberlingen veröffentlicht wurde.