Dieter Moor

Immer wieder ein Genuß zum Wochenende: Titel, Thesen, Temperamente im ersten deutschen Fernsehen sonntags um 23 Uhr herum: Kulturbeiträge äußerst redegewand moderiert vom Schweizer Dieter Moor. Dieser hat nun ein Buch hingelegt und aus diesem im Theaterhaus vorgelesen. Außerordentlich sein Sprachwitz und die ausgeklügelten Beschreibungen. Abgesehen von seiner Bühnenpräsenz. Da stimmt einfach alles. Im Buch beschreibt er haarklein und mit viel Witz die Umsiedlung mit seiner Frau Sonja auf einen Bauernhof nach Brandenburg. Frau Moor ist Österreicherin und Fernsehproduzentin und wollte sich mit ihrem Mann in der Nähe von Berlin niederlassen. Nach vielen Abenteuern und amüsanten Begegnungen mit den völlig anders gestrickten Eingeborenen (im Vergleich zu den Schweizerinnen) kommen beide mit ihren Haus- und Hoftieren im deutschen Osten an. Interessant auch die Begebenheiten mit dem anderen Geschlecht, die dem hochintelligenten und komplizierten Redner und Schöngeist lange Jahre zu schaffen machten, bis er seine Frau kennenlernte und alles gut wurde. Manchmal ist alles so einfach…

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Familie Flöz

Hierbei handelt es sich nicht um miteinander Verwandte, sondern eine Truppe Schauspielerinnen aus Berlin. Unterstützt vom Stuttgarter Theaterhaus haben diese ein beeindruckendes Maskentheater entwickelt. Bisher gab es vier gemeinsame Produktionen: Ristorante Immortale, Teatro Delusio, Hotel Paradiso und Infinita. Das Besondere bei der ganzen Sache ist, daß die Darstellerinnen kein Wort sprechen. Allein durch ihre Gestik und unterlegt mit Geräuschen und Musik zaubern diese einen ganzen Kosmos an unterschiedlichsten Gefühlen hin. Die Stücke sind sehr kurzweilig, es gibt genügend Platz für Situationskomik. Der Intendant des Theaterhauses, Werner Schretzmeier, will die Flözer in absehbarer Zeit als dritte feste Truppe an die Stuttgarter Kulturfabrik binden, neben dem internationalen Schauspielensemble und der Tanzkompanie von Eric Gauthier. Dieses Maskentheater erfreut sich großer Beliebtheit beim Publikum, die Veranstaltungen sind gut besucht und oft ausverkauft.

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African Tales

Nun kommt der Sommer doch noch. Passend dazu das Eröffnungskonzert des Musikfests Stuttgart 2011, das von der Bach-Akademie veranstaltet wird. Ein großes Orchester bot Arrangements des Saxophonisten Daniel Schnyder dar. Es begann im Barock (Vivaldi, Händel), ging dann über zu Horace Silver, Abdullah Ibrahim und Mongo Santamaria. Das International Regions Symphony Orchestra aus Ochsenhausen (jugendliche Talente) spielte vor der fast ausverkauften großen Halle T1 im Theaterhaus auf. Alle möglichen Blasinstrumente waren dort integriert, allerdings ohne ein Saxophon. Natürlich ein großer Streichersatz und Schlagwerk. Dann nach der Pause ging es bombastisch weiter: das Epos Sundiata Keita von Schnyder für vier Afrikaner, Frauenchor und Orchester aus dem Jahre 2008 wurde aufgeführt. Zwischendurch glänzten immer wieder die improvisierenden Afrikaner mit Gesang, Djembe, Balaphon und Kora. Ein beindruckender und gelungener Abend ging nach zwei Stunden zu Ende. Das Publikum jedenfalls war hin und weg.

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Buena Vista Social Club

Nun kam die kubanische Truppe auch in das Theaterhaus am ersten warmen Sommertag seit langem in Stuttgart. Von der Gründergruppe lebt nur noch die Sängerin Omara Portuondo und der Trompeter Guajiro Mirabal. Alle anderen Sterne des Vereins, der den Son aus den 1920ern pflegt, sind verstorben. Nun, es gab heute drei Perkussionisten, drei Trompeter, eine Posaune, Klavier und Bass und drei Sängerinnen. Bezeichnend, daß kein Saxophon dabei war. Der Son verhält sich zur Salsa, die in New York von Puertoricanern und Kubanern entwickelt wurde, wie der Dixieland zum Jazz. Er hat sich nicht weiterentwickelt. Wäre da nicht der Gitarrist Ry Cooder gewesen und sein Kumpel Wim Wenders, wäre der größte Erfolg in der Geschichte der Weltmusik wohl ausgeblieben. Erst der Dokumentarfilm von Wenders brachte den Durchbruch (allein über eine Million Zuschauer in Deutschland) und die Scheibe mit dem Schlager Chan Chan verkaufte sich einige Millionen mal auf dem Planeten. Die über 1000 Zuschauerinnen hielt es zum Schluß nicht auf den Stühlen und sie kamen zwei Stunden lang voll auf ihre Kosten.

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Sergio Mendes

Der alte Haudegen Mendes spielte mit einer famosen Gruppe vor 400 Leuten im Theaterhaus auf. Das Konzert war von der Freilichtbühne am Killesberg verlegt worden, so daß die Halle 2 zum Tanzen kaum Möglichkeiten bot. 3 Sängerinnen, eine davon älteren Semesters, ein Bassist aus Sri Lanka, Schlagzeuger, Perkussion aus Bahia, indianischer Tastenspieler sowie ein Gitarrist aus Rio, allesamt große Könner an ihren Instrumente boten einen Geschmack von tropischem Lebensgefühl im bewegten Stuttgart. Nach Musikstücken von Antonio Carlos Jobim, Gilberto Gil, Chico Buarque de Hollanda und Kompositionen des Tastenmenschen Mendes kam die erste Zugabe: Mas que nada, der Schlager, mit dem sich der bescheiden auftretende Mendes wohl finanziell völlig saniert haben wird: bekannt geworden durch den Sänger und Gitarristen Jorge Ben Jor. An diesem Abend wurde mal wieder klar, woher die beste Popmusik kommt. Die Musica Popular Brasileira (MPB) ist eben unschlagbar!

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