Kati Brien Quintett und Wolfgang Puschnigs Fulsome auf dem Rathausplatz Fellbach
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Am Samstag, den 16. Juli spielten zwei Jazzformationen innerhalb des europäischen Kultursommers 2010 der Stadt Fellbach, der diesmal die Länder Kroatien und Österreich in den Mittelpunkt stellt. Es lag nahe die aus dem Ort stammende Altsaxophonistin Kati Brien mit ihrem Quintett einzuladen. Diese blutjunge Gruppe aus Berlin spielte hochprofessionell auf und bot herzerwärmenden zeitgenössischen Jazz (es hatte merklich abgekühlt und zum Glück bei dieser Freiluftveranstaltung nicht geregnet). Magnus Schriefls Trompete erinnerte an Kenny Wheeler, bei Brien hörte man das Vorbild Kenny Garrett heraus und auch die drei von der Rhythmusgruppe setzten deutliche Akzente.
Nach der Pause dann die Sensation: ‚mein alter Freund aus Philadelphia‘, so Puschnig, stand auf der Bühne: der Bassist der Freefunktruppe Prime Time um Ornette Coleman, Jamalaadeen Tacuma, hatte sich in diese Kleinstadt gewagt. Er bot waghalsige Läufe und trieb das ganze Projekt mit dem Tubisten Jon Sass und einem Schlagzeuger, der ebenfalls wie der Überflieger Puschnig aus Österreich stammt, voran. Die Stimmung war prächtig, Puschnig, wieder mal bestens gelaunt, bot sein ganzes Können auf Altsaxophon und Querflöte dar. So erklangen auch die Latin Genetics von Ornette oder ein unbekannteres Stück von Thelonious Monk.
Etikett/en: Jazz
Gedenkkonzert für Charlie Mariano
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Heute vor einem Jahr ist der große, stille Altsaxophonist Charlie Mariano gestorben. Dies war der Anlaß für Werner Schretzmeier wichtige Weggefährten aus dessen Laufbahn zusammenzutrommeln. Und so gab ein Quintett mit großen Individualisten ein umjubeltes Konzert vor 200 Jazzfreunden im Theaterhaus. Im Hintergrund wurden die Titel seiner unzähligen Schallplatten eingeblendet, während die Fünf auf der Bühne ihr Können zelebrierten. Mit von der Partie: am Klavier Jasper van t’Hof aus den Niederlanden, der belgische Gitarrist Philip Catherine, der badische Bassist Dieter Ilg, Bobby Stern am Tenorsaxophon aus den Staaten und der Engländer John Marshall am Schlagzeug. Sie spielten ausschließlich Kompositionen von Mariano, der mit zahlreichen bedeutenden Musikern zusammengespielt hatte: Charlie Parker, McCoy Tyner, Anthony Braxton, Rabih Abou-Khalil, Herbert Grönemeyer, Konstantin Wecker nur als ein paar Beispiele. Mariano war eng mit dem Theaterhaus verbunden, wo er über zwei Dutzend Male in unterschiedlichsten Formationen aufspielte. Er war auch ein wichtiger Individualist im United Jazz + Rock Ensemble während dessen gesamter Lebensdauer.
Etikett/en: Jazz, Theaterhaus
Stuttgarter Trickfilmfestival 2010
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Die Eröffnung des mittlerweile 17. Festivals war zäh. Ständig holte der Fernseprediger Markus Brock Leute auf die Bühne, die Geschäfte mit Trickfilm machen. Innerhalb des Wettbewerbs Nummer eins, der dargeboten wurde, gab es allerhand zu lachen, aber keinen einzigen Puppentrick. Hatte man vor dem Rechnerzeitalter jahrelang an einem kurzen Trickfilm gearbeitet, geht es heute um alle möglichen Effekte in einer Hollywoodproduktion. Klassische Filme gibt es nicht mehr, die Kunst darbt. Es ist natürlich schön, wenn ein Beitrag die Lachmuskeln aktiviert. Allerdings muß ich feststellen, daß von der Anfangsbegeisterung bei den ersten Festivals nichts mehr da zu sein scheint. Seit mensch den Festivalturnus von zwei auf ein Jahr reduziert und die ursprüngliche Leitung verabschiedet hat, macht die ganze Sache keinen Spaß mehr. Der Genuß ist mittlerweile einer Spielästhetik im Rechner angelehnt. Die ursprüngliche Kunst, die sowohl in der Gestaltung, der Erzählung und der Musik besondere Bedeutung hatte und damit die Phantasie anregte, ist alles in allem, trotz zahlreicher Sterne im Geschäft, abgeflacht. Ursprünglich aus der Trickfilmklasse an der Stuttgarter Kunstakademie hervorgegangen, hatte der Gründer Albrecht Ade dann die Filmakademie Ludwigsburg mit geboren und anfangs geleitet, ist dem Trickfilmfestival mittlerweile ein kommerzieller Charakter aufgedrückt worden, wie beispielsweise die Messe fmx, die parallel zum Festival stattfindet.
Etikett/en: Festival, Film, Kunst, Stuttgart
Es Ari im Theaterhaus
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An diesem Dienstag, dem 27. April 2010 hatte die georgische Gruppe The Shin ihren ersten Auftritt im Theaterhaus. Sie haben sich mittlerweile in Stuttgart niedergelassen und schon einiges an Staub aufgewirbelt. Viel herumgereist haben sie auch mal nebenbei den bundesdeutschen Creole-Wettbewerb 2009 gewonnen, bei dem die besten Weltmusik-Formationen antreten, die in der BRD leben. Der Gitarrist Zaza Miminoshvili lieferte Läufe ab, die exakt an John McLaughlin erinnerten, nicht ohne Verweis auf dessen heutigen Auftritt in Tbilissi, der Hauptstadt Georgiens. Dann noch im Mittelpunkt der Perkussionist Mamuka Gaganidze und als weiterer Derwisch der Elektro-Bassist Zurab Gagnidze. Alle drei gestandene Musiker, die das kulturelle Erbe ihrer Heimat bewahren und auch im Jazz zu Hause sind. Erweitert wurde die Gruppe um einen Trompeter, Sopransaxophonisten und Flötisten aus Moldawien und einen georgischen Tänzer. Es gab im ersten Teil Liebes- und Heimatlieder (auch eine Komposition von McLaughlin), im zweiten Teil wurde das Ganze um lettische Musiker am Akkordeon und der Komposition Valts Püce, Oboe, Cello, Geige, zwei Sängerinnen ergänzt. War der Anfang voller Pfeffer, endete der Abend mit der Formation Es Ari, also der georgisch-lettischen Zsammenarbeit der kleinen Welten eher besinnlich. Ermöglicht hatten diesen Abend übrigens die AnStifter, Peter Grohmann hielt eine Ansprache.
Etikett/en: AnStifter, Weltmusik
Invictus
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Morgan Freeman als Nelson Mandela und Mitproduzent. Clint Eastwood als Regisseur und Mitproduzent. Und Matt Damon als Hauptdarsteller. Diese drei Vorzeigemenschen kamen bei diesem Filmprojekt zusammen. In dem Werk geht es um den Sieg der südafrikanischen Springböcke beim Weltpokal 1995 im eigenen Land. Es war die Rugby-Weltmeisterschaft, bei der die Südafrikaner als krasser Außenseiter Dank der Unterstützung ihres Präsidenten Mandela zum unglaublichen Erfolg kamen. 1990 wurde Mandela nach 27 Jahren schwerer Haft entlassen und nach dem offiziellen Ende der rassistischen Apartheid zum ersten frei gewählten Präsidenten gekürt. Die braunhäutige Bevölkerung durfte zum ersten Mal wählen, all dies eine Folge der Turbulenzen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Und Mandela war ein Glücksfall für die Regenbogennation. Er verhinderte einen Bürgerkrieg, auch mit seinem symbolischen Einsatz für die rosahäutige Truppe der nationalen Rugby-Mannschaft. Unterdrückung war europäisch und Rugby, die Unterdrückten afrikanisch und dem Fußball verfallen. Nun schließt sich der Kreis: die Fußball-Weltmeisterschaft naht und zum ersten Mal findet diese Veranstaltung auf afrikanischen Boden statt, was natürlich eine Genugtuung für den fußballbegeisterten Kontinent ist. Wer weiß, vielleicht holt ja Südafrika den Pokal, Mandela ist aber schon lange im Ruhestand…