Theaterpreis: Playtime
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Freitag, 4. Dezember 19 Uhr im Theaterhaus: der dritte Beitrag innerhalb des Wettbewerbs um den Stuttgarter Theaterpreis 2009 wurde vom EX!T Ausgangspunkt Theater Mannheim in Einzelleistung von Steffi Plattner dargeboten. Hinter einer Leinwand ist ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel aufgebaut, das auf die Wand projiziert wird. Die Darstellerin holt sich eine Zuschauerin aus der mit 50 Besucherinnen besetzten Halle und spielt mit ihr über anderthalb Stunden bis zum Sieg. Wenn sie mit ihrer Figur herauskommt, nach einer gewürfelten Sechs, gibt sie dann auf der Bühne etwas zum Besten in abwechselnder Garderobe und Anmutung. Einmal bietet sie einen Diskotanz dar, dann gibt sie einen Text von sich, oder wünscht sich spontan mehrere Dinge. Danach geht es im Spiel weiter. Jedenfalls kommt der Zufall zum Zug. Und Frau Plattner gibt wirklich ihr Bestes.
Etikett/en: Theater
Stuttgarter Theaterpreis: Theaterhaus TIG7
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Donnerstag, 3. Dezember 20:30 Uhr im Theaterhaus: die zweite Aufführung zum Theaterpreis. Das Stück ‚Jungfrauen und Madonnen‘ vom Mannheimer Theaterhaus TIG7 mit 9 unterschiedlichen und gestandenen Darstellerinnen und mit ihnen von Christina Rast erarbeiteten Texten. Bunt, schrill und in Sprechchören geben hier alle ihre Meinungen über Frauenbilder von sich. Ein Laufsteg im Kreuz, im Hintergrund ein übergroßer Setzkasten, in dem sich die Damen nacheinander aufhalten. Der geneigte Zuschauer schmunzelt, lacht, denkt nach, ertappt sich beim Schablonendenken, wird traurig. Das Putzen spielt eine Rolle, ebenso wie Zitate aus der Literatur und Religion. Ein Lied von Madonna wird gesungen, Zarah Leander ebenso. Alles um das Thema Frau und deren Rolle im Glauben, in der Geschichte und der Kultur der jeweiligen Gesellschaft. Während des gesamten Theaterstücks wird vor den 100 Zuschauern geredet, nach knapp 90 Minuten ist das Wortgewitter zu Ende und frau kann aufatmen.
Etikett/en: Theater
Stuttgarter Theaterpreis: Doll-y
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Donnerstag, 3. Dezember 19 Uhr im Theaterhaus vor 100 Zuschauern: als Eröffnung des diesjährigen Theaterpreises gab es eine Darbietung des Ensemble Doll-y aus Stuttgart. 4 Frauen und ein Mann treten abwechselnd auf die leere Bühne, alle im beigen Kittel. Anfangs sprechen sie nicht und es läuft ständig die gleiche simple elektronische Musik mit Glocken. Das Ganze bietet auch dem Auge etwas: es wird mit Licht und Dunkelheit gearbeitet. Dann sprechen die Darsteller. Und immer wieder nur Bewegungen. Die Fünf stellen das monotone Leben von Schafen dar, die zum Schluß geklont werden. Es wird dann auch mit Mitteln des Figurentheaters gearbeitet: das neugeborene Schaf wird wie von Geisterhand mit Stäben bewegt zur Musik des Dollys-Gesangs aus dem Singspiel ‚Hello Dolly‘. Zum Schluß der übergroße Kopf eines Säuglings mit je zwei Armen und zwei Beinen, die nicht zusammengehören und herumwirbeln. Die fünf haben zum Schluß alle schwarze Kittel an. Ende nach einer Stunde.
Etikett/en: Theater
Albrecht Müllers Vortrag zum Buch ‚Meinungsmache‘
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Montag, 23. November im Theaterhaus: wir mußten in die größere Halle 3 wechseln, da der Ansturm der Interessierten zu groß war. Albrecht Müller, Genosse, Rentner (71 Jahre alt), ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Redenschreiber und Macher von www.nachdenkseiten.de stellte sein nun mittlerweile drittes Buch vor. Dort listet er Fälle auf von Kampagnen, die durch die Medien transportiert wurden und die uns zu unmündigen Bürgern, Opfern und nicht zu Tätern machen. Die Macht des Verbrauchers ist eben doch nicht so groß, es sei denn, er vernetzt sich. Da bietet das Netz viele Möglichkeiten. Mittlerweile gibt es 100 vor Ort arbeitende Nachdenkseitenuntergruppen. Müller betreibt die Grundplattform nur zu zweit und ist über jede Art von Unterstützung froh von kompetenten Leuten, die beim Sammeln der täglich eintrudelnden 200 Sendungen mithelfen. Es gibt da auch schon Unterstützung. Und es ist eben nicht gleich eine Revolution, die wir brauchen. Die Verhältnisse zu untersuchen und aufzuschreiben, wie sie sind, bringt schon eine ganze Menge.
Etikett/en: AnStifter, Vortrag
Heinrich-Böll-Stiftung zu Sonntag Aktuell
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Auf Initiative von Peter Grohmann lud die grünnahe Landesstiftung namhafte Journalisten zu einer Abendveranstaltung am Montag, 16. November 2009 ins Theaterhaus. Es ging um die Situation der Pressefreiheit und Pressevielfalt im Lande anläßlich der Abwicklung der siebten Zeitungsausgabe ‚Sonntag Aktuell‘ zum Ende des Jahres. Musikalisch vom lokalen Musikquartett Bluesette umrahmt eröffnete der ZDF-Journalist im Unruhestand Ulrich Kienzle die Veranstaltung zu einigen unguten Entwicklungen bei den Medien. Dann gab es eine erste Runde mit dem Moderator Stefan Siller (SWR1-Leute) und der ehemaligen Chefredakteurin der Berliner tageszeitung Bascha Mika, dem ehemaligen Chefredakteur der StZ und jetzt der Berliner Zeitung Uwe Vorkötter und dem Journalisten und ehemaligen Pressesprecher von Porsche, Anton Hunger. In der zweiten Runde, wiederum moderiert von Siller, wand sich Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung (StZ), Ulrike Pfeil vom Schwäbischen Tagblatt in Tübingen berichtete von neutraler Seite, und Wilfried Voigt, zeitweise bei Sonntag Aktuell und der Leser Edzard Reuter, ehemaliger Chef vom Daimler, entrüsteten sich.
Es gibt noch an die 20 Verleger in der BRD, die darüber entscheiden, was in den 360 Zeitungen gedruckt wird. Pressefreiheit hier ist das, was diese Handvoll Leute meint. Im Südwesten gibt es die SWMH (Südwestdeutsche Medienholding), die die StZ, StN, Sonntag Aktuell, Süddeutsche Zeitung herausgibt. Der größte private Radiosender in Baden-Württemberg, Antenne 1, gehört auch dazu. Nun haben andere Medien darüber berichtet, daß die Sonntag Aktuell-Redaktion aufgelöst wird. Es sieht so aus, daß die StN ab nächstes Jahr diese Sonntagszeitung gestaltet mit dann noch verbliebenen 8 Redakteuren der Ursprungsredaktion. Und bei der StZ gibt es Stellenabbau wie bei fast allen anderen großen Zeitungen im Bund. Nun wurde sie eben mit der Auszeichnung als besten Regionalzeitung in Europa versehen.
Klar wurde an diesem Abend, daß in den Medien keine innere Pressefreiheit herrscht. Das heißt, über interne Vorgänge im eigenen Haus darf nicht berichtet werden. Dorfs steht zunehmend unter dem Druck seines Verlegers und weiß nicht einmal die Umsatzzahlen der SWMH. Das Ganze geht dann soweit, daß den Redakteuren von Sonntag Aktuell, die immer wieder auch linke Themen in Schwerpunkten behandelten, mit fristloser Kündigung gedroht wurde, wenn sie einen Leserbrief zur Situation ihrer Abwicklung veröffentlichen bzw. darüber etwas erwähnen. Im Publikum saßen Journalisten und Leser, die Empörung war groß unter ihnen während des ganzen Abends.
Etikett/en: AnStifter, Sonntag Aktuell