Wir sind die Wolfskinder

Verlassen in Ostpreußen. So der Titel eines Bestverkäufers der Journalistin Sonya Winterberg aus dem Jahre 2012. Sie hat in dem Buch die Schicksale von ein paar 100 obdachlosen Kindern nacherzählt, denen kurz vor Kriegsende und nach dem Krieg die Angehörigen verloren gingen, entweder durch Tod oder Deportation. Sie irrten durch die Wälder und bettelten bei den Bäuerinnen um zu überleben. Viele dieser Kinder starben.

Die wenigen Überlebenden dieser Hölle konnten in Litauen nach vielen Bemühungen Lohn und Brot finden. Sie hatten vor 20 Jahren einen Verein gegründet, mit dem sie erstmals Unterstützung bei einem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten bekommen haben.

Winterberg hat im Archiv dieses Abgeordneten, als Stadtschreiberin von Breslau und vor Ort nachgeforscht. Viele noch lebende Wolfskinder hat sie zu Hause besucht und befragt, begleitet von einer Photographin. Bei all diesem Elend wird klar, daß das Schicksal von Straßenkindern nicht nur in der Zweidrittelwelt existiert, sondern ein paar Jahre in Ostpreußen am Ende des zweiten Weltkriegs bei deutschen Kindern Realität war.

Das Buch hat 336 Seiten, ist gut zu lesen (die Einzelschicksale sind genau aufgearbeitet) und erschien bei Piper, München und kostet 20 Euro.

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Doppelkonzert

Bei der 34en Ausgabe des Festivals Jazz d’or spielten zwei Giganten des Jazz auf, beide schon über die 70. Eröffnet wurde das Konzert am 14. November 2019 in der Offenburger Reithalle vom größten lebenden Klavierspieler Europas: Joachim Kühn. Er spielte allein ausschließlich Stücke von Ornette Coleman, dem er lange Jahre eng verbunden war, der Tod des Autodidakten am Altsaxophon stellte hier einen harten Schnitt dar. Passend zu seiner aktuellen Scheibe wirbelte Kühn auf den Tasten herum, daß es wie immer eine Freude war zuzuhören. Er war auch denkbar gut gelaunt an dem Abend.

Nach einer guten Stunde und der Pause danach spielte das Henri Texier Quintet zum Album ‚Sand Woman‘ auf. Kontrabassist und Komponist Texier ist der größte lebende Musiker auf dem Planeten. Er versteht es wie kein anderer die Musik von bedrohten Völkern in den Jazz einzugliedern. Beim Quintett mit dabei: Sohn Sebastien Texier (as,cl), Vincent Le Quang (ts,ss), Manu Codjia (g) und Gautier Garrigue (dr). Die Gruppe begann mit einem fulminanten Solo des Anführers. Auch dieses Konzert war von höchster Güte und auch hier waren alle bestens gelaunt.

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Bernd Riexinger kam nach Waiblingen

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Am Dienstag, dem 16. November 2019, fand der Parteivorsitzende DER LINKEN Bernd Riexinger erneut nach Waiblingen diesmal in das Bürgerzentrum zusammen mit 60 Gästen. Es ist schön, einen solchen Denker und Akteur an der Spitze zusammen mit Katja Kipping zu haben. Es machte richtig Spaß zuzuhören. Und es wurde klar, daß diese Partei der richtige Ort für aufgeweckte Menschen ist. Das Fazit der Veranstaltung: viele Vorschläge, die die Lebensqualität jeder Einzelnen erhöhen. Oder ein sozial-ökologischer Umbau.

Die Landtagswahl in Thüringen hat Rückenwind gebracht, erstmals seit 3 Jahren liegt DIE LINKE im Bund bei den Umfragen bei 10 Prozent. Das Bundesverfassungsgericht hat sich gegen die Sanktionen bei Hartz IV ausgesprochen. Die Partei ist für eine armutsfeste Rente. Die Landesregierung in Berlin ist wegen ihres Mietendeckels unter Beschuß durch die Konzerne geraten. Dagegen ist Wohnen ein Grundrecht für alle, hier darf nicht spekuliert werden.

Uns droht eine Erwärmung um 4 Grad Celsius. Die Menschen, die gegen die Klimakatastrophe auf die Straße gehen, sind historisch. Der größte Protest seit der Friedensbewegung, weltweit demonstrieren Millionen von Menschen. Es wird unbewohnbare Inseln geben wie zum Beispiel in Indonesien. Die Rechten leugnen dies, die Grünen wollen eine Modernisierung des Kapitalismus. Der Klimakiller ist zuerst die Kohle, dann das Auto. Drei Schritte sollen zum ticketlosen Nahverkehr führen: zuerst punktuell, dann weitere Städte und zuletzt flächendeckend. Das kostet 18 Milliarden Euros. 6000 Bahnkilometer wurden abgeschafft. Eine Konversion und Transformation der Autoindustrie ist angesagt. Hier muß mensch wegkommen von der Exportorientierung. Der Green New Deal wird in der BRD nicht den Linken zugeschrieben, im Ausland eher. Dies ist verbunden mit einer Umverteilung des Vermögens von oben nach unten durch eine Vermögenssteuer. Im Gegensatz zu den Grünen. Riexinger forderte eine Million mehr tariflich Beschäftigte und eine Wirtschaftsdemokratie. Am Beispiel Stuttgart 21 sieht mensch, daß alle Vorhersagen der Kopfbahnhofleute eingetreten sind, von den Projektdurchführern keine einzige.

Mit 10 Milliarden Euros pro Jahr sollen 250.000 Sozialwohnungen geschaffen werden.

Riexinger beantwortete alle der vielen Fragen des Publikums souverän und zur Zufriedenheit der Fragestellerinnen. Nach zwei Stunden ging es noch rüber zu Fidels Gastro im Schwanen zum Ausklang des Abends natürlich mit dem Stuttgarter Bundestagsabgeordneten.

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Das Geschenk

Selbstverständlich gab der multifunktionale Eric Gauthier dieser Vorstellung im Theaterhaus einen englischen Namen. Und alle Einsprechungen sind in dieser Weltsprache, die auf das britische Imperium zurückgeht. Es ist die Tanzsprache weltweit und die Tänzerinnen von Gauthier Dance unterhalten sich fast nur auf Englisch. Im Büro der Tanzleiterin Lisa Beck wird selten Deutsch gesprochen.

Eric hat sich dieses Stück vom israelischen Choreographen Itzik Galili auf den Leib schreiben lassen. Die Aufführung war der letzte Tanz in seiner Karriere, und das allein auf der Bühne. Eric ist Tänzer, Kompanieleiter, Choreograph, Festivalgründer, Tanzmesseorganisator, Musiker, Komponist, Preisträger, dreifacher Familienvater, Häuslesbesitzer, Sohn eines führenden Alzheimer-Professors. Im „Geschenk“ geht es um seine kreative Gabe und seinen Abschied von der Tanzbühne. Inhalt sind leere Gläser, die seine Erinnerungen aufbewahren. Elektronische Hilfsmittel werden eingesetzt. Er bringt auch nebenbei das Publikum zum Tanzen. Zum Glück spricht er Passagen immer wieder auf Deutsch, das der ehemalige Solist vom Stuttgarter Ballett unter Reid Anderson ganz gut beherrscht mittlerweile.

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Wo ist Afrika?

Nach dem Besuch im Stuttgarter Lindenmuseum am Freitag vor der Kommunalwahl, bei der ich in den Fellbacher Gemeinderat gewählt wurde, war mensch etwas schlauer als vorher. In diesem nachkolonialen Museum werden 40.000 Objekte aufbewahrt vom ganzen Planeten. Erst vor Kurzem fing die Diskussion an über die Restitution, also die Rückgabe der geklauten Dinge an die ehemaligen Kolonien. Diese liegen bekanntlich nicht in Europa sondern in Ozeanien, Lateinamerika, Afrika und Asien.

Im Lindenmuseum gab es vor einem Jahr eine Aktion zweier Afrikaner mit dem Zweck der Versöhnung. In der Ausstellung der Afrika-Abteilung, die umgemodelt war, wurde klar, daß sich deutsche Offiziere und Adlige mit einer Sammelwut Gegenstände aus dem Kontinent unter den Nagel gerissen haben. Dies nicht aus Respekt vor den Afrikannerinnen, sondern nur um die eigene Macht zu vergrößern und sich um die religiösen Umstände dieser Masken und so fort einen Dreck zu scheren. Mit dem Ganzen ging auch der Haß des Christentum auf alles Animistische (Anima=Seele) einher. Der Kolonialismus hatte nur einen einzigen Zweck: die Ausplünderung der Rohstoffe der Kolonien zur Bereicherung von Europa. Mensch braucht sich nicht wundern, wenn die Menschen vor der Festung Europa stehen um Anzuklopfen, da sie etwas von dem Reichtum zurück haben wollen, den wir Europäerinnen ihnen gestohlen haben.

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