Glück

So heißt ein unter Seelenkundlerinnen gehandeltes Buch des buddhistischen Mönchs Mathieu Ricard. Der Molekularbiologe mit Doktortitel hat Frankreich den Rücken gekehrt um abseits des Konsumterrors ein Leben im Einklang mit Buddha zu leben. Er ist ein Berater des geistlichen und weltlichen Oberhaupts der Tibeter, des Friedensnobelpreisträgers Dalai Lama. Im Buch reiht er Anekdoten und weise Sprüche aus allen möglichen Richtungen aneinander. Es ist eine Anweisung zur Gelassenheit und Weisheit. Ob die geneigte Leserin nach Lektüre dieses Buches glücklicher als vorher ist, sei mal dahingestellt…

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Leben lernen

So hat der vor ein paar Wochen mit 83 Jahren verstorbene Schriftsteller Peter Härtling seinen 2003 erschienenen Roman über sein Leben genannt. Das Werk erstreckt sich von seiner Kindheit im Dritten Reich und der Vertreibung aus dem Sudetenland, den tragischen Toden beider Eltern. Erst in Nürtingen kann Härtling Fuß fassen. Seine lebenslange Liebe Mechthild stammt von dort, sie ist eine Arzttochter, sie haben vier Kinder. Nach vielen Brüchen (er verläßt das Gymnasium vorzeitig ohne Abschluß) absolviert er, der viel schreibt, eine Journalistenausbildung bei der Nürtinger Zeitung. Später ist er bei der Deutschen Zeitung und dem Monat angestellt. Beide Publikationen gibt es heute nicht mehr. Der immer politisch hellwache Härtling wird schließlich mit Ende 30 Geschäftsführer des S.Fischer-Verlags in Frankfurt. Mit 41 Jahren kündigt er dort, um den Rest seines Lebens nur dem Schreiben zu widmen.

Sein erstes eigenes Buch war YAMIN, eine Gedichtesammlung, verlegt bei Bechtle in Esslingen. Im Laufe seines Lebens kommen noch 100 weitere Bücher dazu. Kinderbücher (einige Schulen wurden nach ihm benannt), Romane über das Leben des Dichters Friedrich Hölderlin, Eduard Mörike, E.T.A. Hoffmann, die Musiker Franz Schubert und Robert Schumann. Sein liebstes Buch war ihm ‚der Wanderer‘ in dem das Thema Flucht behandelt wird.

Härtling war Mitglied in der Gruppe 47, einem auserwählten Zirkel bester deutscher Schriftstellerinnen und er machte Wahlkampf mit Günter Grass für Willy Brandt. Die Autobiographie endet mit seinem Einsatz gegen die Startbahn West in Frankfurt. Dann kommt er noch in die Akadamie der Künste, macht viel im Fernsehen, sammelt Preise. Er war ein durchtriebener, liebenswürdiger und sanftmütiger Zeitgenosse mit viel Phantasie und Disziplin. Er as gerne, kannte sich mit Wein aus, er reiste auch viel. Sein ursprünglicher Verlag Luchterhand hat alle seine Werke an Kiepenheuer und Witsch übertragen. Dort ist sein Gesamtwerk erschienen.

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Pappelgarten

Es ist dies das Naturfreundehaus in Reutlingen, wo der Kontrabaßverkäufer Tobias Festl seit über einem Jahr wunderschöne Jazzkonzerte veranstaltet. Oft kommen bedeutende Musikerinnen aus den Staaten, aber auch aus Europa. Des Öfteren wird dem Neohardbop gefrönt, wie im Mai mit dem Black Art Jazz Collective, einem Sextett von Übersee oder zuletzt der herausragende Tenorsaxophonist Jerry Bergonzi mit dem Carl Winther Trio, einem Klaviertrio aus Dänemark, das es in sich hat. So wie Carl Winther in den Tasten umherwedelt, das ist schon einmalig. Und Bergonzi ist natürlich ein gestandener 74jähriger, der sich jede Menge Verdienste im Jazz weltweit erspielt hat.

Es ist immer wieder überraschend, wie Tobias es schafft, bedeutende Gruppen bei ihren Tourneen nach Reutlingen zu holen bei erschwinglichen Eintrittspreisen vor 150 Zuhörerinnen. Du kannst natürlich auch Mitglied werden beim Trägerverein für das Ganze mit schlappen 50 Euro für jedes Jahr bei TheMu e.V. (Förderverein für Theater und Musik e.V.). Die zugehörige Seite wäre www.themu-ev.de

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Wayne Shorter

Jazzfreundinnen hören bei diesem Namen auf: das Wayne Shorter Quartet kam am 9.7.17 nach Stuttgart in den Hegel-Saal. Der größte lebende Musiker, so der ehemalige Kulturstaatssekretär Jürgen Walter (Bündnis 90/Die Grünen), mittlerweile 84 Jahre alt, ist der Tenor- und Sopransaxophonist Wayne Shorter, ein Afro-Amerikaner. Die Ansage von Jazzprofessor Mini Schulz überschlug sich: es kommt nun die beste Gruppe des Planeten. Beide Prominente haben nicht ganz unrecht. Miles Davis hatte Jahre Überredung gebraucht, bis er den Buddhisten Wayne in sein zweites Quintett integrieren konnte.

Wayne Shorter spielt mit seinem Quartett nun schon über 20 Jahre zusammen, es gibt wenig offizielle Dokumente aus dieser Zeit: Die anderen Drei sind Danilo Perez am Klavier, Jon Patitucci Kontrabaß und Brian Blade Schlagzeug. Es war ein sehr gehaltvolles, bedächtiges Konzert, bei dem selten die Gäule durchgingen. Wayne saß die gesamte Dauer auf dem Stuhl, war hochkonzentriert und blies schöne Linien. Dieses Quartett zu hören, ist einfach ein Hochgenuß. Langeweile kam nie auf. Hochspannend. Und der Zeremonienmeister war gut gelaunt und in Hochform.

Es war eine Erinnerung an den Jazz-Gipfel, der 1993 in die Jazz Open überging, ein Doppelkonzert zu veranstalten, den vor Wayne spielte Kubas bekanntester Klavierspieler Chucho Valdés ebenfalls mit einem Quartett, das aus Schlagzeug, Kontrabaß, Perkussion und Klavier bestand. Allein dieser Auftritt war die teuren Eintrittskarten wert. Leider wurden die Musiker einzeln nicht bekannt gegeben, aber sie lieferten ein Dauerfeuer von Rhythmen und Melodien ab. Chucho spielte Chopin, Debussy, Rachmaninow, bevor er in Improvisationen über deren Themen versank. Dieser Mann ist einfach ein Großer, der ehemalige Kopf der kubanischen Jazz-Formation Irakere.

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Weltfluß

An diesem Sommerabend fand sich im Theaterhaus vor 60 gebannten Zuhörerinnen ein Häufchen wunderbarer Musiker zusammen. Im ersten Teil ders Konzerts waren das drei Mannheimer am Sopransaxopohon, Cajon und Hang und Kontrabass. Diese Drei nennen sich im Zusammenspiel mit drei Virtuosen aus Varanasi (Benares) an Tablas und Sitar Neckarganga. Das Sextett spielt schon seit drei Jahren zusammen und mensch muß sagen: die Jungs können es. Schöne mäandernde Musik.

Im zweiten Teil dann arabischer Jazz mit Oud, Ney, Bass und Schlagzeug. Auch diese Individualisten boten höchstes Können. Zum Schluß spielten alle zusammen und endeten mit Wichi Tai To, dem Erfolg des Creek-Saxophonisten Jim Pepper. Dieses Konzept geht jetzt erstmal auf Tournee, Kompaktscheiben sind neu eingespielt und mensch kann sich nur freuen, daß einmal wieder Weltjazz im Theaterhaus geboten wurde.

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