Fünfte Ausgabe von Out Of The Box
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Nun schon die fünfte Auflage dieser wunderbaren Idee der Kompanie um Eric Gauthier im Theaterhaus. Jeder der mittlerweile 16 Tänzerinnen der Truppe hatte zum Neujahr 2016 die Gelegenheit, selbst zu Choreographieren und Bühnen- und Kostümbild selber zu gestalten. Herausgekommen sind diesmal wieder 8 wunderbare, kurzweilige und intelligente Tanzstücke, einstudiert und ausgedacht und mit der entsprechend genial herausgesuchten Musik aus der Konserve unterlegt.
Prägnant das Stück der mit dem bedeutenden Theaterpreis „Der Faust“ für die beste Einzeltänzerin in Deutschland ausgezeichneten Anna Süheyla Harms. Die Australierin mag Jazz und Dvorak und badet gerne im Mineralbad in Cannstatt.
Und auch der Neuling in der Kompanie Jonathan dos Santos hatte vier Einzeltänze auf vier brasilianischen Liedern ausgewählt. Sehr schön gemacht.
Für die nächste Ausgabe von Out Of The Box im Winter 2016/2017 heißt es rechtzeitig Karten sichern. Das gilt allerdings für alle Termine der festen Kompanie, der einzigsten in Stuttgart neben dem legendären Staatsballett.
Etikett/en: Tanz
29. Internationale Theaterhaus Jazztage
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Im 31. Jahr des Bestehens des Theaterhauses in Stuttgart fand an Ostern 2016 wieder das traditionelle Jazzfestival statt, konzipiert vom Intendanten Werner Schretzmeier, der aus Schorndorf stammt. Von Gründonnerstag bis Ostermontag gab es Schlagabtäusche noch und nöcher, die Bude schwingte, teilweise in drei Hallen gleichzeitig. Überwiegend kamen Musikerinnen vom großen deutschen Jazzscheibenverlag ACT, dessen Gründer (vor 20 Jahren) und Leiter Siggi Loch das ganze Festival über da war.
Ein bombastischer Anfang am ersten Tag: ein Jazzquintett spielte zusammen mit einem 50-Mensch-Orchester ausschließlich Kompositionen vom tödlich verunglückten schwedischen Klavierspieler Esbjörn Svensson, der seinerzeit mit seinem Trio Popkult genoß.
Höhepunkt des Festivals war der Samstag in Halle 2 (die Halle 1 war rappelvoll mit den Musikern Nils Landgren, Posaune und Wolfgang Haffner, Schlagzeug). Also zuerst ein Quartett um den Oberakkordeonisten Luciano Biondini, alle Italiener, die Musik von Nino Rota und Ennio Morricone interpretierten, allesamt Filmmusikkompositionen. Als Zweites dann Europas größter Jazzklavierspieler Joachim Kühn (72) mit einem Trio. Kühn hat 500 Stunden Aufnahmen zusammen mit Ornette Coleman , der letztes Jahr 85jährig verstarb, und er darf diese Aufnahmen nicht veröffentlichen. Das war der Wunsch des verstorbenen Free Jazz-Begründers. Kühn spielt eine ganz eigene Musik, die sehr vielseitig und prägnant ist.
Des weiteren beeindruckend die Tobias Becker Big Band. Hier spielen allesamt blutjunge Musikerinnen aus der Stuttgarter Gegend mit, die gemeinsam einen traumhaften Ton erzeugen. Der Klavierspieler Becker hat schon bedeutende Preise für diese Großgruppe erhalten.
Zum Abschluß spielte dann noch am Donnerstag nach Ostern vor knapp 1100 Menschen ein Quartett um den norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek mit dem indischen Popstern Trilok Gurtu (Hamburg) an der Perkussion.
Etikett/en: Festival, Jazz, Theaterhaus
Ströme
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Selbst in fortschrittlichen Sendern wird immer wieder von den Flüchtlingsströmen gelabert. Keine macht sich Gedanken über so eine unsinnige Formulierung, die natürlich den Flüchtlingsgegnerinnen in die Hände spielt. Jetzt einmal vernünftig: wenn ein Mensch einen Wassertropfen darstellt, sind 1 Million kein Strom, sondern ein Rinnsal, bestenfalls ein Bach. Der Nil oder der Amazonas sind Ströme, und diese bringen Leben, ebeso wie die über die Grenzen Flüchtenden.
Es wird über Abschottung der Grenzen gefaselt aus Phantasielosigkeit. Als Europa den Süden bestohlen hatte und dies immer noch tut, wurden die Grenzen offen gehalten, sonst hätte ja die Ausplünderung ganzer Kontinente nicht funktioniert. Und daß die Menschen vor unseren Waffen fliehen, die wir ihren Peinigern geliefert haben, interessiert wohl auch niemanden. Eine Partei, die die Finger hier in die Wunden legt, bekam letzten Sonntag 3 % der abgegebenen Stimmen.
Unsäglich auch das Wort Zuwanderung. Dieses wurde von Edmund Stoiber erfunden und der CSU durchgesetzt. Niemand redet mehr von Einwanderung, nein Zuwanderung ist besser, da hier leichter abgeschoben werden kann, oder ausgeschafft, wie mensch in der Schweiz sagt. Der große Kabarettist Volker Pispers hat bei seinem letzten Auftritt im Theaterhaus folgendes eingeworfen: die Deutschen haben 22 Milliarden Euro aus den Sozialkassen genommen, die Einwanderinnen im gleichen Zeitraum einen Überschuß von 22 Milliarden Euro in die Sozialkassen eingezahlt. Daß dies kein Wohlstand ist, den wir uns erarbeitet haben, sondern einer, den wir den Schwächeren geklaut haben, ist also Tatsache.
Jede soll das Recht haben, dort auf dem Planeten zu wohnen, wo sie will. Keine verläßt gerne ihre Heimat, nur im Notfall. Und so muß es auch möglich sein, daß eine Flüchtende in ein Flugzeug steigen darf, um überall hinzufliegen. Das würde sie ein paar hundert Euro kosten und nicht 10.000 Euro, die der Schlepper haben will, der mit diesem Geld die Kriege aufrecht erhält und sich damit Waffen kauft. Und die vielen Toten auf den Flüchtlingswegen wären Geschichte. Womöglich kämen dann wesentlich weniger Menschen zu uns, und die sogenannte Flüchtlingskrise hätte sich erledigt, die ja in Wahrheit eine Krise des Konservatismus ist.
Etikett/en: Einwanderung, Europa, Flüchtlinge, Kommentar
Landtagswahl 2016
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Am 13. März wird in Baden-Württemberg die CDU weniger Stimmen bekommen als die Grünen, die SPD schwächer als die Faschistinnen von der AfD, die Linkspartei kommt rein (über die 5-Prozent-Hürde) und die FDP fällt heraus.
Zum Faschismus: der Albtraum für Deutschland (kurz AfD) wird uns wohl noch Jahre über bleiben, da ebenso wie der Front National in Frankreich und andere rechtsextreme Parteien in Europa vom Zaren Putin finanziert, um Europa kaputt zu machen und seine Macht zu vergrößern. Zugegeben, in Brüssel und Straßburg wird zu einem großen Teil eine rassistische Politik verabschiedet, aber was ist die Alternative zur Europäischen Union? Auf alle Fälle keine dumpfen Sprechblasen, die vielleicht Schick sind, aber niemanden weiterbringen, bis auf wenige Personen, die damit Millionen im Schlaf erwirtschaften.
Nichtwählen ist eine weitere Möglichkeit um den Reichen zu zeigen, daß wir sie nicht haben wollen. Allerdings: jede nicht abgegebene Stimme unterstützt die Faschistinnen in ihrem Haß. 300 Stimmen mehr für Al Gore im Jahre 2000 in Florida und George Walker Bush wäre nicht Präsident geworden, das bedeutet: kein dritter Golfkrieg im Irak, keine Invasion in Afghanistan.
Etikett/en: Europa, Faschismus, Kommentar, Landtagswahl
Gebhard Ullmann
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Der äußerst fleisige Berliner Jazzmusiker Ullmann kam zu der seit Jahren legendären Improvisationsreihe in die Manufaktur nach Schorndorf und brachte vier Mitstreiter mit. Die Gruppe heißt Keller-Forschung. Als da waren angereist: Gebhard Ullmann am Tenorsaxophon und der Baßklarinette, Steve Swell Posaune, Julian Argüelles Baritonsaxophon, Pascal Niggenkemper Kontrabaß und der Afroamerikaner Gerald Cleaver am Schlagzeug, allesamt gestandene Musiker.
Das Dargebotene war sehr gehaltvoll und schwingte durchgehend, was nicht immer so ist bei Improvisationsmusik. Ullmann wohnt seit 20 Jahren in New York und hat über 50 Kompaktscheiben herausgehauen. Beim Konzert im Remstal schimmerte auch das musikalische Erbe von Ornette Coleman durch, der mit seiner Musikphilosophie des Harmelodic Zeichen setzte auf dem Planeten. Dies ist eine Verschmelzung von Harmonie und Melodie und sticht durch seinen gekonnt hüpfenden lockeren Ton hervor.
Etikett/en: Jazz