Frauensache

In der Tat handelt es sich hierbei um ein Theaterstück, das zur Zeit im Theaterhaus gespielt wird und in dem Männer nichts zu sagen haben. Barbara Stoll (die Stimme von arte) führte Regie beim mit sechs Frauen (drei aus dem Theaterhaus-Schauspiel-Ensemble und drei weitere Darstellerinnen als Gast) besetzten zeitgenössischen Drama zum Thema Abtreibung. Autorinnen waren Lutz Hübner und Sarah Nemitz.

Zum Stück: eine Landärztin, die Abtreibungen durchführt, sucht eine Nachfolgerin für ihre Praxis. Es kristallisiert sich eine vermeintlich progressive Ärztin heraus (Aussteigerin), die sich dann als Abtreibungs-Gegnerin erweist und auch eine etwas angestaubte völkische Grundhaltung einnimmt. Die sechs Frauen unterhalten sich in den kurzen Szenen, die beim Umbau mit neuer Marimba-Musik von Jerry Willingham (Partner von Barbara Stoll) untermalt wurde. Kostüm und Bühnenbild verantwortete mit leuchtenden, bunten Faben traditionell Gudrun Schretzmeier.

Leider wird im Stück nicht die Verantwortung der Väter von Zellklumpen und deren Stimme bedacht. Schließlich gehören zu einem Zeugungsakt immer zwei und beide Teile müssen sich ihrer Verantwortung bewußt sein. Mein Bauch gehört mir ist das Motto. Daß es die Begatter sich hier oft viel zu leicht machen, bleibt ein Dauerskandal.

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Jazztage im Theaterhaus

Bekanntermaßen fielen die diesjährigen Osterjazztage 2020 dem Kronenvirus zum Opfer. Zum dritten Mal in den letzten 35 Theaterhausjahren mußte ein wundervoll geplantes und mit vielen Leckerbissen gespicktes Jazzfestival ersatzlos abgesagt werden.

Da denken wir doch ein Jahr zurück: der Auftakt der Theaterhaus-Jazztage am Gründonnerstag 2019 mit dem Geburtstagskonzert von Joachim Kühn (p) zum 75. war gleichzeitig auch der Höhepunkt des letztjährigen Festivals. Vor 1000 begeisterten Zuhörerinnen in der großen Halle 1 entzückte der Leipziger (er wohnt ja mittlerweile auf Ibiza) die Jazzbrut. 3 Stunden am Stück mit unterschiedlichen Besetzungen brannte Kühn ein Feuerwerk ab. Mit Emile Parisien (ss) und Till Brönner (tp) beispielsweise. Ohne Pause prasselte die Improvisation während dieser Sternstunde auf die Freunde nichtrassistischer Musik herab.

Zeitgleich veranstaltete der Scheibenverkäufer und Jazzexperte Wolfgang Büchler aus Geradstetten im Freien Radio ein Geburtstagsständchen für seinen langjährigen Freund Joachim Kühn. Den Mitschnitt dazu bekommst du über den Betreiber dieser Seite.

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Das Geschenk

Selbstverständlich gab der multifunktionale Eric Gauthier dieser Vorstellung im Theaterhaus einen englischen Namen. Und alle Einsprechungen sind in dieser Weltsprache, die auf das britische Imperium zurückgeht. Es ist die Tanzsprache weltweit und die Tänzerinnen von Gauthier Dance unterhalten sich fast nur auf Englisch. Im Büro der Tanzleiterin Lisa Beck wird selten Deutsch gesprochen.

Eric hat sich dieses Stück vom israelischen Choreographen Itzik Galili auf den Leib schreiben lassen. Die Aufführung war der letzte Tanz in seiner Karriere, und das allein auf der Bühne. Eric ist Tänzer, Kompanieleiter, Choreograph, Festivalgründer, Tanzmesseorganisator, Musiker, Komponist, Preisträger, dreifacher Familienvater, Häuslesbesitzer, Sohn eines führenden Alzheimer-Professors. Im „Geschenk“ geht es um seine kreative Gabe und seinen Abschied von der Tanzbühne. Inhalt sind leere Gläser, die seine Erinnerungen aufbewahren. Elektronische Hilfsmittel werden eingesetzt. Er bringt auch nebenbei das Publikum zum Tanzen. Zum Glück spricht er Passagen immer wieder auf Deutsch, das der ehemalige Solist vom Stuttgarter Ballett unter Reid Anderson ganz gut beherrscht mittlerweile.

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amokfisch arbeitet

Foto von Martin Kemeter

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Große Damen

Damit meint Eric Gauthier zwei Choreographinnen und eine Tänzerin. Diese gestandenen Tanzexpertinnen haben die Kompanie im Theaterhaus zu vier kurzweiligen Choreographien inspiriert. Immer jeweils eine Viertelstunde lang. Dieses Format pflegt Eric schon von Anfang der Truppe vor 12 Jahren an. In der vergangenen Zeit gab es so nur zwei abendfüllende Stücke der Tänzerinnen: Poppea/Poppea und Nijinski. Ansonsten jede Menge Inszenierungen, die aus mehreren eigenstündigen Teilen bestehen. Immer mit Witz und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Eric hat bei der Lektüre einer Kritik von Gauthier Dance in der New York Times den Auftrag bekommen, Frauen zu integrieren, was seither bei den Choreographien zu kurz kam. So entstand Grandes Dames. Gestern haben die 7 neuen Tänzerinnen (insgesamt 16) zum ersten Mal nach der Sommerpause, in der gut besuchten Halle 1 gezeigt, was sie auf der Pfanne haben. Unvergeßlich beispielsweie die reizende Anneleen Dedroog, eine Flämin (holländisches Belgien). Sie mußte auf Stelzen eine Domina darstellen und mit einer Peitsche knallen, was glaubhaft funktionierte. Sie ist übrigens Sprecherin der Tänzerinnen vom Theaterhaus. Zum Schluß gab es zu Musik von David Bowie jede Menge Applaus beim Vorhang und wieder stehende Begeisterung. Zu den nächsten Terminen bis Sonntag, 14. Oktober, gibt es noch Karten. Danach geht die Produktion auf Rundreise.

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