Stuttgarter Trickfilmfestival 2010
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Die Eröffnung des mittlerweile 17. Festivals war zäh. Ständig holte der Fernseprediger Markus Brock Leute auf die Bühne, die Geschäfte mit Trickfilm machen. Innerhalb des Wettbewerbs Nummer eins, der dargeboten wurde, gab es allerhand zu lachen, aber keinen einzigen Puppentrick. Hatte man vor dem Rechnerzeitalter jahrelang an einem kurzen Trickfilm gearbeitet, geht es heute um alle möglichen Effekte in einer Hollywoodproduktion. Klassische Filme gibt es nicht mehr, die Kunst darbt. Es ist natürlich schön, wenn ein Beitrag die Lachmuskeln aktiviert. Allerdings muß ich feststellen, daß von der Anfangsbegeisterung bei den ersten Festivals nichts mehr da zu sein scheint. Seit mensch den Festivalturnus von zwei auf ein Jahr reduziert und die ursprüngliche Leitung verabschiedet hat, macht die ganze Sache keinen Spaß mehr. Der Genuß ist mittlerweile einer Spielästhetik im Rechner angelehnt. Die ursprüngliche Kunst, die sowohl in der Gestaltung, der Erzählung und der Musik besondere Bedeutung hatte und damit die Phantasie anregte, ist alles in allem, trotz zahlreicher Sterne im Geschäft, abgeflacht. Ursprünglich aus der Trickfilmklasse an der Stuttgarter Kunstakademie hervorgegangen, hatte der Gründer Albrecht Ade dann die Filmakademie Ludwigsburg mit geboren und anfangs geleitet, ist dem Trickfilmfestival mittlerweile ein kommerzieller Charakter aufgedrückt worden, wie beispielsweise die Messe fmx, die parallel zum Festival stattfindet.
Etikett/en: Festival, Film, Kunst, Stuttgart
Invictus
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Morgan Freeman als Nelson Mandela und Mitproduzent. Clint Eastwood als Regisseur und Mitproduzent. Und Matt Damon als Hauptdarsteller. Diese drei Vorzeigemenschen kamen bei diesem Filmprojekt zusammen. In dem Werk geht es um den Sieg der südafrikanischen Springböcke beim Weltpokal 1995 im eigenen Land. Es war die Rugby-Weltmeisterschaft, bei der die Südafrikaner als krasser Außenseiter Dank der Unterstützung ihres Präsidenten Mandela zum unglaublichen Erfolg kamen. 1990 wurde Mandela nach 27 Jahren schwerer Haft entlassen und nach dem offiziellen Ende der rassistischen Apartheid zum ersten frei gewählten Präsidenten gekürt. Die braunhäutige Bevölkerung durfte zum ersten Mal wählen, all dies eine Folge der Turbulenzen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Und Mandela war ein Glücksfall für die Regenbogennation. Er verhinderte einen Bürgerkrieg, auch mit seinem symbolischen Einsatz für die rosahäutige Truppe der nationalen Rugby-Mannschaft. Unterdrückung war europäisch und Rugby, die Unterdrückten afrikanisch und dem Fußball verfallen. Nun schließt sich der Kreis: die Fußball-Weltmeisterschaft naht und zum ersten Mal findet diese Veranstaltung auf afrikanischen Boden statt, was natürlich eine Genugtuung für den fußballbegeisterten Kontinent ist. Wer weiß, vielleicht holt ja Südafrika den Pokal, Mandela ist aber schon lange im Ruhestand…
Der Solist
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Was ist das besondere an einer Freundschaft zwischen einem Obdachlosen und einem Journalisten? Zwei völlig gegensätzliche Leben kommen zusammen. Nun hat Hollywood diese Geschichte, die vor seiner Haustüre stattgefunden hat, verfilmt. Jamie Foxx spielt hier die Rolle des schizophrenen Nahtaniel Ayers, der nach Abbruch seines Musikstudiums in der renommierten Julliard School (New York) in Los Angeles auf der Straße landete. Das Wunderkind am Cello war völlig seinen Halluzinationen verfallen und hatte keinerlei Behandlung, weder medikamentös noch therapeutisch. Dann läuft ihm vor einer Beethoven-Statue Steve Lopez (Robert Downey Junior) über den Weg, ein Kolumnist der Los Angeles Times. Der ist fasziniert von diesem braunhäutigen Original in Indianermontur, eine Geige mit zwei Saiten spielend. Fortan schreibt er über den traurigen Fall, bekommt ein Cello von einer in der Rente befindlichen Musikern geschenkt und besorgt seinem Schützling zum Schluß eine Wohnung. Vorher bekommt er einen Journalistenpreis für diese Berichterstattung, beide besuchen die Los Angeles Philharmoniker, Ayers bekommt Unterricht vom dortigen ersten Cellisten. Das Vorhaben, Ayers öffentlich spielen zu lassen, scheitert. Am Abend des Konzerts übermannen ihn die Ängste und er flieht von der Bühne, ehe er anfängt zu spielen. Alle Bemühungen von Lopez, die Lebensqualität seines schrägen Freundes zu verbessern, scheitern. Aber er kommt wieder mit seiner geschiedenen Frau zusammen, einer Kollegin. Lopez hat ein Buch über seine Freundschaft mit diesem gescheiterten Genie geschrieben und er und Ayers waren bei den Dreharbeiten als Experten dabei. Der Film ist sehr wahrhaftig und zeigt in radikaler Weise die zwei Welten, die hier aufeinander treffen und sich gegenseitig befruchten.
Bright Star
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Der aktuelle Kinofilm der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion (‚Ein Engel an meiner Tafel‘ und ‚das Piano‘) stellt die Liebe zwischen dem Dichter John Heats und der Schneiderin Fanny Brawnes ins Licht. Das Ganze hat sich Anfang des 19. Jahrhunderts in London abgespielt. Ein schöner Autorenfilm (ebenfalls das Drehbuch von Campion) angelehnt an die Biographie von Heats, der zu den wichtigsten Vertretern der Romantik zählt, aber leider völlig mittellos mit 25 Jahren in Rom an Schwindsucht starb und an seinem Talent zweifelte. Das ist auch heute noch so, daß man sich von der Dichterei nicht ernähren kann. Welche Buchhandlung bietet schon Bücher dieser Randgruppe zum Verkauf an? Die Modeerscheinung der Schlammpoeten wird vorübergehen, die großen Vertreter ihres Fachs werden bleiben. Das Gute an diesem Film sind die Kostüme und die unverbrauchten Gesichter der Darstellerinnen. Allerdings gibt es nicht viel zu lachen während der zwei Stunden.
Etikett/en: Film
Antichrist
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Erst an einer schweren Depression erkrankt hatte nun der dänische Dogma-Regisseur Lars von Trier seinen neuesten Film in den Kinos. Alles dreht sich hier um ein Paar, gespielt von Willem Dafoe (seinerzeit unter anderem auch Jesus-Darsteller unter Martin Scorsese) und Charlotte Gainsburgh, der Tochter von Jane Birkin und Serge Gainsburgh, die wohl bei der Aufnahme des Klassikers ‚Je t’aime‘ entstand. Der ganze Film ist dem Gedenken an den russischen Filmregisseur Andrej Tarkowski gewidmet. Los geht es mit in Schwarzweiß gehaltenen Zeitlupeaufnahme, unterlegt mit Barockmusik. Während das Paar den Beischlaf praktiziert, stürzt der kleine Sohn bei Schneetreiben aus dem Fenster und stirbt. Dann wieder in Brauntöne gehaltene normale Sequenzen mit der Trauer. Das Paar landet in einem Haus im Wald. Dann wird es ziemlich ätzend und die Frau geht plötzlich auf ihren Mann los, hängt ihm einen Mühlstein im Fleisch seines Beines an und beide quälen sich. Dann bringt er sie, befreit von seiner Last, um und zum Schluß wimmelt es vor lauter Kindern im Wald, wieder in Schwarzweiß. Abgesehen von der Gewalt sind von Trier mal wieder ästhetisch gekonnte Bilder gelungen, ganz weg von der Moral bei ‚Dogville‘ und ‚Manderlay‘.
Etikett/en: Film