Friedensgala 2010

Immer wieder ein ergreifender Abend alljährlich zum Ende des Jahres: die Verleihung des Stuttgarter Friedenspreises der AnStifterinnen im Theaterhaus, im Jahre 2010 am 21. November. Preisträger diesmal war der Asylpfarrer der evangelischen Landeskirche, Werner Baumgarten. Er setzt sich seit 30 Jahren für die Rechte der Flüchtlinge in Stuttgart ein. Die Preisrede hielt Bahman Nirumand, aus Persien stammend und Exilant seit 30 Jahren in Deutschland. Er schlug den Bogen von den Fluchtursachen, die in Europa beschlossen werden und den Opfern, die bei der Flucht in eben diesen Kontinent ums Leben kommen oder wenn sie lebend bei uns eintreffen auf das Übelste behandelt werden. Menschenrechte sollten nicht nur im Grundgesetz stehen, sondern auf dem ganzen Planeten umgesetzt werden. Der Skandal, daß 1 Milliarde Menschen hungern und im Elend leben, kam zur Sprache. Baumgarten hatte sich auch immer wieder mit dem Haß der Eingeborenen gegen Flüchtlinge zu beschäftigen. Diese Preisverleihung war eine Wonne für alle, die sich für die oft Traumatisierten und Geschundenen einsetzen. Die Musik vom Open World Project mit Einwanderinnen aus Georgien, Argentinien, und Algerien, die ihren Lebensmittelpunkt in Stuttgart gefunden haben, war ausgezeichnet, alles große Könnerinnen auf ihren Instrumenten. Schöne Filmeinspielungen gab es von Jochen Faber, der bekannte und unbekannte Flüchtlinge zu Wort kommen ließ. Auch die Moderation von Marina Kem ließ nichts zu wünschen übrig. Und nicht zu vergessen der Vorstandsvorsitzende der AnStifterinnen, Peter Grohmann, der dies alles vor 10 Jahren ins Leben gerufen hatte. Zum Schluß eines äußerst gelungenen Sonntagabends wurden noch gesund und sozial angebaute Blumen aus Ekuador verteilt. Die Mitgliedschaft bei den AnStifterinnen kostet übrigens nur 50 Euro im Jahr, mensch kann natürlich auch mehr spenden.

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Leserbrief zum Artikel „Lärm gegen Stuttgart 21“ in der FZ vom 09.10.10

Schwabenstreich am Fellbacher Bahnhof

Daß die Fellbacher Grünen nun die Idee eines Staatsregisseurs und eines Volksschauspielers übernommen haben ist ja schön und gut. Nur frage ich meine ehemaligen Parteifreundinnen, wer denn nun in einer grün-roten Landesregierung als Verkehrsministerin Stuttgart 21 verhindern soll: der Sportlehrer Winfried Hermann (MdB), der Sozialpädagoge Werner Wölfle (MdL) oder die Steuerberaterin Muhterem Aras (Stadträtin in Stuttgart)? Diese Personen haben von Verkehrsplanung ungefähr so viel Ahnung wie ich vom Wein (ich trinke keinen Alkohol). Armin Fischer, Voithstraße 9, Schmiden

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Stuttgarter Trickfilmfestival 2010

Die Eröffnung des mittlerweile 17. Festivals war zäh. Ständig holte der Fernseprediger Markus Brock Leute auf die Bühne, die Geschäfte mit Trickfilm machen. Innerhalb des Wettbewerbs Nummer eins, der dargeboten wurde, gab es allerhand zu lachen, aber keinen einzigen Puppentrick. Hatte man vor dem Rechnerzeitalter jahrelang an einem kurzen Trickfilm gearbeitet, geht es heute um alle möglichen Effekte in einer Hollywoodproduktion. Klassische Filme gibt es nicht mehr, die Kunst darbt. Es ist natürlich schön, wenn ein Beitrag die Lachmuskeln aktiviert. Allerdings muß ich feststellen, daß von der Anfangsbegeisterung bei den ersten Festivals nichts mehr da zu sein scheint. Seit mensch den Festivalturnus von zwei auf ein Jahr reduziert und die ursprüngliche Leitung verabschiedet hat, macht die ganze Sache keinen Spaß mehr. Der Genuß ist mittlerweile einer Spielästhetik im Rechner angelehnt. Die ursprüngliche Kunst, die sowohl in der Gestaltung, der Erzählung und der Musik besondere Bedeutung hatte und damit die Phantasie anregte, ist alles in allem, trotz zahlreicher Sterne im Geschäft, abgeflacht. Ursprünglich aus der Trickfilmklasse an der Stuttgarter Kunstakademie hervorgegangen, hatte der Gründer Albrecht Ade dann die Filmakademie Ludwigsburg mit geboren und anfangs geleitet, ist dem Trickfilmfestival mittlerweile ein kommerzieller Charakter aufgedrückt worden, wie beispielsweise die Messe fmx, die parallel zum Festival stattfindet.

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Wohin mit Stuttgart 21?

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 spaltet die Stadtbevölkerung in zwei Lager: die Gegner und die Befürworter. Zu den Gegnern gehören unter Führung des Malers und SÖS-Gemeinderats Gangolf Stocker folgende Parteien: Bündnis 90/Die Grünen, die Linkspartei und das Bündnis Stuttgart-Ökologisch-Sozial (SÖS). Dafür sind CDU, SPD, Freie Wähler und FDP. Die Gegnerschaft beider Lager hat manchmal die Anmutung zweier Sekten: einerseits scheint es selbstverständlich zu sein, kein einziges Argument für das Projekt zu teilen, andererseites versteht man nicht, wie man dieses Geschenk der Politik ablehnen kann. Dazwischen gibt es nichts. Da sind zum Einen die halbstündlichen Montagskundgebungen am Bahnhof, zum Anderen die Informationen im Bahnhofsturm mit Ausstellungen und Projektbüro.

Enstanden ist Stuttgart 21 im Jahre 1994 in den Köpfen vierer CDU-Politiker und des damaligen Bahnvorstandsvorsitzenden Heinz Dürr. Die vier waren Ministerpräsident Erwin Teufel, Oberbürgermeister Manfred Rommel, Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann und Landesverkehrsminister Hermann Schauffler. Nach langem Geplänkel wurde nun am 2. Februar 2010 der symbolische Baustart unter Protest vollzogen. Es drohen langjährige Bauarbeiten im Schloßgarten und im Endeffekt mehrere Milliarden Euro Kosten, die vom Steuerzahler aufgebracht werden müssen.

Gehakt hat das Ganze am schlechten Dialog zwischen beiden Fraktionen, der oft aneinander vorbeiging. So haben sich nun die Gegner ein 1995 von der Bahn verworfene Alternative namens Kopfbahnhof 21 als ihre Forderung auf die Fahnen geschrieben. Bleibt es bei der Planung der Befürworter, wird der Bahnhof tiefergelegt, acht Gleise durchgehend unter der Erde stehen dann im rechten Winkel zu den alten 16 Gleisen das Kopfbahnhofs. Dann wird die Strecke nach Ulm gebaut, wo die Fahrtzeiten verkürzt werden. Und neue Messe und Flughafen bekommen eine Anbindung an den Intercity. Alle Gleise an der Erdoberfläche werden abgebaut, es entsteht viel Freifläche, die mit Parks, Wohnungen und Geschäften bedacht werden soll. Da das ganze ein gigantisches Vorgehen ist, ist es nur zu verständlich, daß viele Bürgerinnen dieses Geld lieber für soziale, ökologische oder kulturelle Projekte ausgegeben sähen. Andererseits wird dadurch die Verbindung von Paris bis Budapest besser, die sogenannte Magistrale. Also viel heiße Luft von beiden Seiten, bei den Landtagswahlen im März 2011 kann ganz Baden-Württemberg darüber abstimmen, ob es für oder gegen dieses Riesenvorhaben ist. Verschiebungen im Stuttgarter Gemeinderat bei der Kommunalwahl im Juni 2009 hat es ja bereits gegeben. Und im Jahre 2012 wird der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dann wohl nochmals in Stuttgart gegen SPD und CDU antreten. Es bleibt spannend und es empfiehlt sich, die ganze Debatte nüchtern zu betrachten, denn profitieren werden die einen oder die anderen von der Stimmung in der Bevölkerung und ob das Endergebnis der Stimmen dann zugunsten einer der beiden Seiten ausfällt, muß nicht immer gut für das Ländle sein.

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Zu den geplanten Kürzungen in Stuttgart

Ich frage mich, warum beim Sport nur 2 und bei der Kultur 5 Millionen gespart werden müssen? Andersherum wäre doch logischer, da meines Wissens das Sponsoring beim Sport um ein Zehnfaches höher ist als bei der Kultur. Nichts gegen Breitensport, aber wer braucht denn die gedopten Hochleistungssportler (abgesehen vom Innenminister)? Das fragt sich der Mann hinter der Linie im Theaterhaus.

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