David Orlowsky

Der Tübinger David Orlowsky ist ein begnadeter Klarinettist und spielt mit seinem Trio Klezmermusik seit 15 Jahren. Zuerst adaptierten sie originale Kompositionen und dann im Laufe der Jahre gingen sie dazu über, eigene Klezmerstücke zu komponieren und das mit recht großem Erfolg. Ein Schallplattenkonzern gibt die Kompaktscheiben des Trios heraus, das neben Orlowsky aus dem Gitarristen Jens-Uwe Popp und dem bassisten Florian Dohrmann besteht. Die drei gaben wieder ein Konzert im Theaterhaus am 13. Oktober 2012 , diesmal erweitert um den virtuosen Mandolinen-Spieler Avi Avital und am Bandoneon Klaus Paier. Wunderschöne Musik, die den 500 Zuhörerinnen äußerst gut gefallen haben, um nach dem Applaus zu urteilen. Das Trio macht nach eigenem Etikett Kammerweltmusik. Das bringt es auf den Punkt.

Etikett/en:

Step Across The Border

Nicolas Humbert und Werner Penzel aus München haben 1988 und 1989 diesen wunderbaren, experimentellen Schwarzweißfilm über den britischen Ausnahmemusiker Fred Frith gedreht. Der Gitarrist, Geigenspieler und Improvisator wurde in Japan, Deutschland, der Schweiz und New York begleitet. Fred blickt ja auf eine lange musikalische Karriere zurück und auch nach vorne. Angefangen hatte das alles mit den sensationellen Gruppen Henry Cow, Sceleton Crew, die originellen Rock boten. Abgesehen von schönen Bildern hört und sieht mensch in diesem Film folgende Musikerinnen: John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Tom Cora, Bob Ostertag und Zeena Parkins, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.

Fred hat drei Jahre in Stuttgart gewohnt und ist mit einer Photographin aus Esslingen verheiratet. Er hat die Sendung ‚between the cracks‘ im Freien Radio für Stuttgart ins Leben gerufen und dort während dieser Zeit Musik aufgelegt. Schon seit Längerem ist er Professor für Komposition am Mills College in Oakland. Er war der erste Kollege aus der New Yorker Unterstadtszene, der einen Lehrauftrag erhalten hat.

Step Across The Border hat zahlreiche Preise eingesammelt und die weltweite Fred Frith-Gemeinde befruchtet. Diese Improvisation über knapp 90 Minuten in Mono gibt es zusammen mit einer halben Stunde Musikaufnahmen in Stereo als Filmscheibe beim Plattenverlag Winter und Winter zu kaufen. Im Fernsehen wurde der Dokumentarfilm nie gezeigt.

Etikett/en: , , , ,

Vusi Mahlasela

Dieser Mann hat eine Botschaft. Einfach gigantisch, was der Liedermacher aus Südafrika, nur mit einer Gitarre bewaffnet, bewirkt. Sein zweites Konzert im Theaterhaus fand anläßlich des einjährigen Geburtstags der Wochenzeitung kontext statt. Es ist dies ein Projekt von ehemaligen Journalistinnen der Stuttgarter Tageszeitungen (gehören allesamt einem Konzern). Mittwochs erscheint sie im Netz, samstags wird sie der taz (tageszeitung) beigelegt. Und mensch kann sie als Unterstützerin abonnieren (mittlerweile über 1000).

Mahlasela ist eine große Stimme Südafrikas, wenn nicht ganz Afrikas. Seine Ansagen in Englisch bringen die Sachen auf den Punkt. Wer nicht vergibt, bleibt sein Leben lang ein Gefangener. Er beruft sich auf die Tradition von Doktor Nelson Mandela, Erzbischof Desmond Tutu und Mahatma Gandhi. Zwischendurch improvisiert er immer wieder mit der Stimme. Stimmgewaltig und virtuos sind seine Darbietungen. Die 200 Zuhörerinnen waren nach dem Konzert außer sich, er mußte noch zwei Zugaben spielen. Kompaktscheiben hatte er leider keine dabei, aber über kontext kann mensch welche Bestellen (www.kontextwochenzeitung.de).

Etikett/en: ,

Band Of Gypsies

Zum gloriosen Ausklang der 26. Internationalen Theaterhaus Jazztage 2012 geriet die Monstergruppe aus über 22 aktiven Romamusikern am Ostermontag in der großen Halle. Es war dies ein Zusammenschluß von Taraf de Haidouks, Roma-Christen aus Rumänien, überwiegend Akkordeon und Geigen und dem Kocani Orkestar aus Mazedonien, Roma-Muslime, überwiegend Bläser. Das Ganze war eine bombastische Monsterkapelle, die abging wie Schnitzel. Ganze 80 Minuten boten die allesamt männlichen Musiker unheimlich schnelle und virtuose Kompositionen, die perfekt zusammen paßten. Ein wunderbarer Glücksmoment für die über 500 Zuhörerinnen, bei dem kein Fuß ruhig blieb. Allerdings hatte das Konzert eine Stunde später angefangen, da die Mazedonier zu spät aus dem Flieger kamen. Als sie im Theaterhaus eintrudelten, stürmten sie gleich zum Ton ausprobieren auf die Bühne und fingen nahtlos mit den bereits wartenden Rumänen an. Ein Spektakel wurde dann geboten, das seinesgleichen sucht. Glücklich kann diejenige sein, bei deren Hochzeit die aufspielen…

Etikett/en: , , ,

Bodek Janke (perc) und Kristjan Randalu (p)

Die beiden seit 9 Jahren in New York lebenden Musiker gaben als zweite Gruppe am Ostersamstag beim Jazzfestival 2012 im Theaterhaus etliche Proben ihres Könnens. Anläßlich ihres nach 20 Jahren gemeinsamen Musizierens ersten reinen Duoalbums spielten sie als zweite Gruppe vor 200 Zuhörerinnen an diesem Abend, während parallel die Soul Diamonds in der großen Halle Seelen- und Jazzklassiker des letzten Jahrhunderts darboten (allesamt gestandene Musikerinnen aus der Region Stuttgart). Janke und Randalu haben ihre Vorfahren aus Estland, Polen, Rußland und Kasachstan und dementsprechend ist ihre Musik sehr vielfältig und reichhaltig. Also schön durchmischte Weltmusik und Jazz, allerliebst in die Gehörgänge eingehend. Wunderbar treibende Rhythmen und schöne Melodien. Ein Genuß. Beide ehemalige Stuttgarter haben übrigens auch den Jazzpreis Baden-Württemberg erhalten.

Etikett/en: ,