Wo ist Afrika?
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Nach dem Besuch im Stuttgarter Lindenmuseum am Freitag vor der Kommunalwahl, bei der ich in den Fellbacher Gemeinderat gewählt wurde, war mensch etwas schlauer als vorher. In diesem nachkolonialen Museum werden 40.000 Objekte aufbewahrt vom ganzen Planeten. Erst vor Kurzem fing die Diskussion an über die Restitution, also die Rückgabe der geklauten Dinge an die ehemaligen Kolonien. Diese liegen bekanntlich nicht in Europa sondern in Ozeanien, Lateinamerika, Afrika und Asien.
Im Lindenmuseum gab es vor einem Jahr eine Aktion zweier Afrikaner mit dem Zweck der Versöhnung. In der Ausstellung der Afrika-Abteilung, die umgemodelt war, wurde klar, daß sich deutsche Offiziere und Adlige mit einer Sammelwut Gegenstände aus dem Kontinent unter den Nagel gerissen haben. Dies nicht aus Respekt vor den Afrikannerinnen, sondern nur um die eigene Macht zu vergrößern und sich um die religiösen Umstände dieser Masken und so fort einen Dreck zu scheren. Mit dem Ganzen ging auch der Haß des Christentum auf alles Animistische (Anima=Seele) einher. Der Kolonialismus hatte nur einen einzigen Zweck: die Ausplünderung der Rohstoffe der Kolonien zur Bereicherung von Europa. Mensch braucht sich nicht wundern, wenn die Menschen vor der Festung Europa stehen um Anzuklopfen, da sie etwas von dem Reichtum zurück haben wollen, den wir Europäerinnen ihnen gestohlen haben.
Etikett/en: Afrika, Ausstellung, Entwicklungspolitik, Europa, Kunst, Museum, Religion, Stuttgart
Köln
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Tagebuch
Die Millionenstadt am Rhein bietet allerlei kulturelle Besonderheiten. Steigt Mensch aus dem Zug, steht sie direkt vor dem riesigen Dom. Daneben befindet sich das Ludwig-Museum, das eine beeindruckende Schau von Kunst aus dem 20.Jahrhundert bietet. Die aktuelle Ausstellung dort ist ist einer Koreanerin gewidmet, die bei der zweitwichtigsten Kunstmesse einen Preis über 100.000 Euro erhalten hat. Und die ständige Hängung bietet einen Pablo Picasso- und einen Joseph Beuys-Raum. Viele Meisterwerke sind zu sehen, auch ein Willi Baumeister, alle Künstlerinnen dort sind durchgeknallt, ohne das hätten sie nicht so bedeutende Kunstwerke hervorgebracht. Da sieht mensch wieder den Zusammenhang zwischen Genie und Wahnsinn. Neben Ludwig ist auch groß das römisch-germanische Museum, geht jedoch stark in die ferne Vergangenheit. Dann findet sich in der Altstadt noch das Richard-Wallraff-Museum, das die Lücke schließt und Gemälde vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert zeigt. So hängt auch dort ein Vincent van Gogh. Weiter entfernt davon dann das Käthe-Kollwitz-Museum, das der wichigsten deutschen Malerin seinen Tribut zollt. Viele Zeichnungen, Radierungen und Skulpturen hat die Künstlerin geschaffen, allerdings keine Ölgemälde.
In Köln befinden sich auch alte und bedeutende Jazzlokalitäten wie der Stadtgarten (Jazzhaus-Verlag und Tonstudio mit Restaurant und Bühne) und das Loft nicht weit weg davon, wo zeitgenössische und auch experimentelle Musik geboten wird. Und der Saturn am Mediapark führt sämtliche in Deutschland verfügbaren Jazzkompaktscheiben, das gibt es in Deutschland sonst nur in München (Beck am Rathaus) und Berlin (Kulturkaufhaus Dussmann).
Zur Erholung bietet sich noch eine Bank in der Flora an, dem botanischen Garten, der keinen Eintritt verlangt. Dort kommen auch Rotkehlchen ganz nah heran, in der Hoffnung, ein paar Brosamen zu erhaschen.
Etikett/en: Ausstellung, Jazz, Köln, Kunst
art Karlsruhe
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Über vier Tage im Februar 2017 hieß es erneut: eine große Ansammlung bester Kunst in vier Hallen. Sammler hatten eine wahre Freunde. Alle ausstellenden Galerien auf dieser Kunstmesse hatten passable Werke Gegenwartskunst zu bieten, hauptsächlich Gemälde, aber auch vereinzelt Objekte. Menschen, die ihr überflüssiges Geld anlegen wollen, fanden hier immer für jeden Geschmack etwas.
Um mit dem Namentropfen zu beginnen: der Geiger, Hollywood-Schauspieler und Künstler Armin Müller-Stahl präsentierte bunte Werke mit politischen Anspruch, eine Entdeckung. Gegenwartsüberflieger wie Jonathan Meese, der hier auch einen Preis bekam und Markus Lüpertz, Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, beispielsweise wurden gehandelt. Selbst Drucke von Picasso, KRH Sonderborg und A.R.Penck wurden präsentiert.
Das Meiste war jedoch Konfektionsware, einige Galerien hatten noch die gleichen Bilder gehängt wie schon bei den letzten Messen in Karlsruhe. Selbst eine Radierung von Manet aus dem Jahre 1865 gab es zu sehen. Ebenso wie bei der Art Cologne sieht mensch hier eine Fülle von Werken, die jede kuratierte Ausstellung erschaudern läßt. Einen Tagesausflug lohnt diese Kunstschau allemal, wer flüchtig alles Abschreiten will, benötigt vier Stunden.
Etikett/en: Ausstellung, Kunst, Messe
Die Schwaben
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Was ist eine Schwäbin? Um dies klarzustellen, hat die CDU mit den Grünen eine Ausstellung kuratiert im Alten Schloß, dem dritten Stock. Das nennt sich dann Landesmuseum Württemberg. Irgendwie hat da auch der Südwestrundfunk seine Finger mit drin. Los geht es mit der Feststellung, daß mensch nicht weiß, wo die Schwäbinnen herkommen. Kein Wort von den Keltinnen, nein die Suebinnen und Alemanninnen stehen im Mittelpunkt. Ein Legomodell des Ulmer Doms bekräftigt, daß dessen Turm der höchste aller Kirchen auf dem Planeten ist.
Die Kirchen mit ihrem Unwesen kommen bei dem Ganzen nicht zu kurz. Der Pietismus wird beiläufig erwähnt, der Steinerismus gar nicht. Das Judentum hat wohl keine Spuren im Schwäbinnenland hinterlassen, abgesehen vom Rauch aus den KZ-Schornsteinen. Der Ulmer Albert Einstein findet so keine Erwähnung. Dem größten schwäbischen Genie Friedrich Schiller wird vorgeworfen, daß er seiner Heimat den Rücken gekehrt hat. Allerdings mußte er aus Württemberg fliehen, um sein Leben zu retten. Der Landesfürst Carl Eugen hat ihn verjagt, das war glaub ich auch ein Schwabe…
Vom Laupheimer Carl Lämmle auch keine Spur, er mußte Auswandern, um Hollywood und Universal zu gründen und 1000e von Filmen zu produzieren. Natürlich steht dann das Motorrad von Gottlieb Daimler da und die Siebdrucke von Andy Warhol zu einem Mercedes-Sportwagen. Allerdings haben es die Macherinnen zu Wege gebracht, ein Bild von Oskar Schlemmer und Willi Baumeister aufzuhängen. Alle Achtung. Und neben dem überlebensgroßen Gartenbauarchitekten Christoph Sonntag wird kurz der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse in einem Zug mit dem Fußballweltmeister Jürgen Klinsmann erwähnt.
Der Eintritt kostet 13 Euro, jede Besucherin läuft wie gestört vor den Objekten herum, um ihr Hörgerät einlesen zu lassen. Es scheint, daß die Landesregierung hiermit unter Einflusses mehrer Trollinger und Tannenzäpfles darlegen wollte, wie toll sie regiert. Der Schwabenstreich hält noch bis zum 23. April 2017 an.
Etikett/en: Ausstellung, Baden-Württemberg
Jazz und Kunst
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Im Kunstmuseum Stuttgart, dem Würfel-Denkmal am Schloßplatz, das sich der ehemalige CDU-Oberbürgermeister geschenkt hatte, hängen im ersten, zweiten und dritten Stock Gemälde, die im Zusammenhang mit Jazz stehen. Eine gute Idee, diese zwei Kultursparten zusammen zu bringen. Und mensch kann mit tragbaren Hörbegleitern Musikbeispiele zu den Bildern anhören, das dauert zwei Stunden. Eine Stunde, nur um die Bilder zu studieren.
Zu sehen sind Meisterwerke von Max Beckmann, Otto Dix, Basquiat, Jackson Pollock, AR Penck, KRH Sonderborg und vieles mehr, Künstler, die einen starken Bezug zur Musik der Freiheit hatten und haben. Die 12 Euro für den Eintritt sind gut investiert. Es gibt auch einen Katalog, der im Billigkunstverlag Prestel erschienen ist. Zum Abschluß gibt es auch ein paar Konzerte im März 2016.
Schön wäre es gewesen, wenn auch Musikerinnen berücksichtigt worden wären, die selbst gemalt hatten oder dies noch tun. Miles Davis, Volker Kriegel, Hans Reichel, Peter Kowald und natürlich Herbert Joos und viele mehr. Und was Josephine Baker, Andy Warhol und die Rolling Stones mit Jazz zu tun haben, erschließt sich einer nicht zwingend.
Etikett/en: Ausstellung, Jazz, Kunst, Stuttgart