Latin Jazz Festival
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken, Tagebuch
Bereits zum sechsten Mal veranstaltete der aus Bolivien stammende Jazzgitarrist Antonio Cuadros De Béjar (die Kiste Stuttgart) dieses Festival. Mit tiefgehender Ansprache stellte er die sechs Gruppen vor, die von 7. bis 9. August 2023 im Theaterhaus auftraten. Das Ganze war streckenweise ein musikalisches Spektakel. Begonnen hatte das argentinische Tango Jazz Quartet, das nicht nur Piazzolla-Stücke im Gepäck hatte. Schöne Musik und schöne Einzeldarbietungen. Danach spielte das spanische Maria Toro Projekt auf mit Bezügen zu Lateinamerika. Toro sang und spielte die Querflöte, daß einem warm ums Herz wurde. Es ging hier jedenfalls ab wie Schnitzel. Ein Wiedersehen von Daniel Messina (Stuttgart) war mit großer Sorge verbunden. Der aus Argentinien stammende Schlagzeuger, der immer bei den Latin Affairs in Der Kiste mit Antonio dabei war, hatte kurz nach dem letzten Latin Jazz Festival einen Schlaganfall und muß mit dem Rollstuhl fahren. Er trommelte jedoch nun mit beiden Händen so fulminant, daß seine Lähmung von der Brust abwärts kaum offenbar wurde. Genau, das alte Daniel Messina Trio mit Thomas Rotter am Elektrobaß und Ull Möck am Klavier glänzte nur so drauf los. Das kleine Festival wurde dann von einem Quintett aus Baden-Württemberg um Messina und De Béjar abgeschlossen.
Etikett/en: Festival, Jazz, Lateinamerika, Stuttgart, Theaterhaus, Weltmusik
Egon Madsen
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70 Jahre lang stand der sympathische Däne auf den Brettern. Nun hat der Tänzer im Theaterhaus seinen letzten Auftritt (als König Lear) geboten. Der mittlerweile 80 Jahre alte Madsen war maßgeblich mitbeteiligt am Ballettwunder in Stuttgart unter dem Südafrikaner John Cranko. Er tanzte unter anderem mit der Brasilianerin Marcia Haydee und vielen weiteren Persönlichkeiten. So gründete er beispielsweise das nederlands dans theater 3, dem nur ältere Tänzerinnen angehören. In der Regel erstreckt sich der Tanzberuf von 20 bis 30 Lebensjahren. Danach müssen diese Künstlerinnen einen anderen Beruf ausüben.
Es war ergreifend, wie der charmante Trainer von Gauthier Dance verabschiedet wurde. Alle sechzehn Tänzerinnen der Theaterhaus-Kompanie kamen auf die Bühne, Eric Gauthier und Intendant Werner Schretzmeier überreichte einen großen Herbst-Strauß und lies es sich nicht nehmen, dem Weggefährten alles Gute für den Ruhestand zu wünschen. Als Freund und Berater bleibt er den Tänzerinnen erhalten.
Egon Madsen war immer fröhlich, hat nie gejammert und war jederzeit offen für einen kurzen Plausch auch außerhalb der Kompanie, die jetzt 15 Jahre alt wird und für die Madsen genauso lang da war. Mir blieb ein Fünfminüter haften, in dem ein Bollywood-Stück dargeboten wurde mit Egon als Vortänzer. Legendär ist aber auch Don Q., wo Egon Madsen und Eric Gauthier zum ersten Mal im Duo im Theaterhaus auftraten unter dem Choreographen Christian Spuck, der mittlerweile Intendant des Züricher Balletts ist. Und natürlich hat Gauthier Dance in den letzten Jahren viele Auszeichnungen bekommen.
Etikett/en: Stuttgart, Tanz, Theaterhaus
Sieben Sünden
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Der aktuelle Schlag von Eric Gauthier hatte gestern Premiere im Theaterhaus. Die Tanzkompanie des Hauses führte nun Seven Sins auf. 7 Weltchoreographinnen interpretierten die 7 Todsünden aus der Bibel in ihrer jeweiligen Sicht. Als da waren: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Das Ganze wurde den 8 Tänzerinnen und 8 Tänzern spektakulär auf den Leib geschrieben. Und ging zwei Stunden ohne Langeweile, witzig und charmant führte Eric in den Umbaupausen durch den Abend. Mittlerweile arbeitet er sogar mit Weltmeister Jürgen Klinsmann zusammen. Und wer noch nicht genug hat: demnächst tobt das dritte internationale Tanzfestival Colours im Theaterhaus. Selbst Kunscht (SWR Fernsehen) und arte journal berichteten über das aktuelle erfreuliche Produkt von Tänzer und Musiker Eric Gauthier.
Etikett/en: Stuttgart, Tanz, Theaterhaus
Frauensache
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In der Tat handelt es sich hierbei um ein Theaterstück, das zur Zeit im Theaterhaus gespielt wird und in dem Männer nichts zu sagen haben. Barbara Stoll (die Stimme von arte) führte Regie beim mit sechs Frauen (drei aus dem Theaterhaus-Schauspiel-Ensemble und drei weitere Darstellerinnen als Gast) besetzten zeitgenössischen Drama zum Thema Abtreibung. Autorinnen waren Lutz Hübner und Sarah Nemitz.
Zum Stück: eine Landärztin, die Abtreibungen durchführt, sucht eine Nachfolgerin für ihre Praxis. Es kristallisiert sich eine vermeintlich progressive Ärztin heraus (Aussteigerin), die sich dann als Abtreibungs-Gegnerin erweist und auch eine etwas angestaubte völkische Grundhaltung einnimmt. Die sechs Frauen unterhalten sich in den kurzen Szenen, die beim Umbau mit neuer Marimba-Musik von Jerry Willingham (Partner von Barbara Stoll) untermalt wurde. Kostüm und Bühnenbild verantwortete mit leuchtenden, bunten Faben traditionell Gudrun Schretzmeier.
Leider wird im Stück nicht die Verantwortung der Väter von Zellklumpen und deren Stimme bedacht. Schließlich gehören zu einem Zeugungsakt immer zwei und beide Teile müssen sich ihrer Verantwortung bewußt sein. Mein Bauch gehört mir ist das Motto. Daß es die Begatter sich hier oft viel zu leicht machen, bleibt ein Dauerskandal.
Etikett/en: Frauen, Stuttgart, Theater, Theaterhaus
Guillermo Aparicio +
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Am 26.5.2021 verstarb im Alter von 81 Jahren der erfolgreichste Autor des Schmetterlingsverlags. Apa kam aus Spanien, hatte dort Theologie studiert und mit seiner Promotion bei den Jesuiten bewiesen, daß Gott nicht existiert. Diese wurde abgebrochen und er lernte seine große Liebe, die Fränkin Josefine Vogl kennen, mit der er eine Familie mit den Töchtern Sutxu und Julia gründete. Sein erster Gedichtband „Meine Wunden vergehen“ war ein großer Erfolg. Während seines Engagements bei den Grünen lernte ich ihn kennen. Wir waren von dort an Freunde. Apa kandidierte auf der grünen Liste für den Stuttgarter Gemeinderat. Sie waren zu viert die Initiative Einwanderinnen ins Rathaus. Shahla und Gordana wurden reingewählt, Apa leider nicht. Mehrere Jahre arbeitete er für den Verein Mosaik des Günyel-Clans von Muhterem Aras, der heutigen Landtagspräsidentin in Baden-Württemberg. Ehemann Sami Aras, der spätere Vorsitzende des Forums der Kulturen, war lange Jahre Apas Freund.
Kurz nach dem Sendestart predigte Apa montäglich eine Stunde im Freien Radio für Stuttgart in der Redaktion Mosaik. Er prägte Begriffe wie „nichtdeutsche Inländerinnen“ oder „Brutalos“ für die Realos bei den Grünen. Nach meinem Austritt aus der grünen Partei folgte er mir ein paar Monate später, als der damalige CDU-Ministerpräsident Erwin Teufel auf der LDK (Landesparteitag) sprach. Apa veranstaltete das Tropische Deutschland, wo er Einwanderinnen-Autorinnen nach Stuttgart in die Bücherei holte. Ich sollte damals als Klavierspieler debütieren, mußte jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. Apa war auch die tragende Figur bei der Stuttgarter Osten-Lokalzeitung, einem Projekt der Gewerkschaft. Und er hat maßgeblich die deutsche Sprache bereichert, die er besser beherrschte, als manch Germanistik-Professor.
Seinen wohlverdienten Ruhestand hat er mit Finni in einer Dachwohnung direkt an der Winnender Stadtbücherei verbracht, die Töchter hatten mittlerweile beide Karriere gemacht. Dort hatten wir uns noch einige Male getroffen. Kurz vor dem Tod war er noch in einem Seniorenstift im Stuttgarter Westen. Er und Finni fehlen, ihre Liebe und der Humor. Beide sind zusammen im Winnender Friedhof bestattet.
Etikett/en: Buch, Bündnis 90/Die Grünen, Einwanderung, Religion, Spanien, Stuttgart, Winnenden